08.09.19 Hotelbar

Die Anderen feiern eine Party und wir sind nicht dabei. Ich glaube, dass sagt alles aus. Die Kumpels habe zur großen Sause geladen und wir sitzen fern ab in einer großen Messestadt an einer Hotelbar. Zwei Tage Messeaufbau haben wir schon hinter uns, ein Dritter steht noch an. Ob jetzt Samstag, Sonntag ist, spielt eigentlich auch keine Rolle.

All zu negativ wollen wir das Ganze aber auch nicht betrachten, schließlich verdienen wir so unser Geld. Ich muss wieder mal allen Messebauern Respekt zollen, die permanent, und nicht so wie wir nur 4-5 Mal im Jahr, die Abende in einem Hotelzimmer verbringen und die Schmerzen des harten Arbeitstages mit ein paar Bieren vertreiben zu versuchen.

Grade telefoniert ein Engländer neben uns in der Hotelbar per Video mit seiner Familie, die kleinen Kids winken Papa über das Display des Handy zum Gute Nacht sagen.

Für uns sind diese Messeaufbauten an namenhaften Messeständen immer eine willkommene Abwechselung. Für viele aber tägliches Los. Das hilft einem dann auch mal darüber hinweg, dass wir heute Abend mit den Freunden keine Party feiern können, sondern per WhatsApp ein paar Bildchen von gut gefüllten Gläsern verschicken.

Die einzige Schwierigkeit, die ich bei der Messegeschichte immer habe, ist, dass man theoretisch viel schneller mit der Auftragsarbeit fertig sein könnte, wenn der Tag nicht durch Wartezeiten „gestört“ werden würde. Man ist halt nicht alleine auf einer Baustelle und kann nicht tun und lassen was man will, sondern zig Gewerke sind fieberhaft beschäftig, zum Fix-Termin der Standübergabe ihre Arbeit fertig gestellt zu haben. Somit kommt es halt immer wieder zu Koordinationsabsprachen. Ich mache hier mal 30 min eben was fertig und dann kannst Du mal wieder eine Stunde was tun und dann kommt der und der… Man muss schon sehr flexibel sein und diese Arbeitsweise hat somit auch zur Folge, dass Arbeiten, welche für ein zwei Stunden kalkuliert waren, auch gut mal 3 bis 5 Stunden dauern können.

Hier die Topp 5 der nervigsten Augenblicke auf einem Messestand:

Unangefochten auf Platz 1: Warten.
Platz 2.: Entscheider die nicht in der Lage sind, was zu entscheiden und somit siehe oben entsteht.
Platz 3: Architekten, die theoretisch wissen was möglich ist, aber keinen blassen Schimmer haben, was es bedeutet, dieses Wissen innerhalb von 24 Stunden in der Praxis anzuwenden.
Platz 4: Kaffee-Bistros die schon um 15 Uhr schließen…..
und letztendlich Platz 5: Kollegen, die nicht in der Lage sind, mal eben den Mund auf zu machen, wenn ein Fehler oder eine Beschädigung entstanden ist. Mensch Leute, wir sind doch alle unter Strom und da kann auch mal ein Schaden passieren. Aber Klappe halten und hoffen dass keiner es merkt geht immer nach hinten los.

Die englische Videokonferenz am Nebentisch ist mittlerweile beendet und einige Landsleute haben sich zu einer großen Gruppe zusammengetan. Engländer in Rudelform bereiten mir immer etwas Sorge. Positive muss ich aber anmerken, das ich in den letzten 10 Minuten nur einmal das F*** Wort in der 8-10-köpfigen Gruppe gehört habe. Vielleicht liegt es aber auch an der Anwesenheit einer weiblichen Person an der Bar.

Das letzte Pils bringt nun die nötige Bettschwere. Auch wir haben dazugelernt: Wir buchen nur noch Hotels, die eine akzeptable Möglichkeit der Übernachtung in Form einer guten Matratze anbieten. Spätestens, wenn man die halbe Nacht nicht schlafen kann, weil man nicht weiß, wie man sich drehen und wenden soll, ist es einem den Mehrpreis von meist nur 15 oder 20 Eur pro Nacht wert, um am nächsten Tag fit zu sein.

P.S. Happy Birthday, Mama