28.09.19 Kampfansage

Das dieses Jahr ein absolutes Mause-Jahr ist, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Schließlich haben ja die Landwirte schon wieder ordentlich gewettert und nach Subventionen geschrien. Aber ja, auch wir hier am Waldrand, haben eine echte Mäuseplage.

Die angelegte Futterwiese für unsere kleinen Agenturhäschen und Meerschweine ist von Mäusen durchgepflügt worden und auch der zur Einweihung geschenkte und auf die Wiese gepflanzte Ginkobaum ist diesen grauen Tieren zum Opfer gefallen.

Das ist Natur und wenn man in der Natur lebt, muss man auch damit leben. Soweit so gut solange diese kleinen wirklich niedlichen Tierchen draußen Leben und nicht in meiner Wohnung.

Letztens bin ich aber Nachts aufgewacht. Ein rascheln und tippelt war zu vernehmen. Mause-Alarm. Direkt unter meinem Bett. Wie frech ist das denn? Da schleppt dieses Tierchen mit den niedliche Knopfaugen unter meinem Bett ein Stück Zellophanpapier – wo immer sie das auch her haben mag – hinter sich her und versucht es durch ein kleines Loch in der Sandsteinwand zu zerren.

Was zu weit geht, geht zu weit. Vor allem morgens um 4:30 Uhr. Natürlich kann man so ein Tier in einer Mausefalle fangen. Aber trotz leckerem Köder in der Falle heißt es ja noch lange nicht, dass die Maus da nun auch unbedingt grade Lust hat in die Falle zu tapsen, die ich schlaftrunken möglichst in der näheren Laufbahn des Übeltäters platziert habe. Somit lag ich also morgens bis zum Wecker klingeln wach, in der Hoffnung, dass der Eindringling sich fangen lässt.

Ich bin mir sicher, dass die liebe kleine Maus es sich in ihrem Schlafgemach zwischen den Sandsteinen unter der grade eroberten Zellophan-Zudecke gemütlich gemacht hat und bis weit in den Tag hinein gepennt hat, währenddessen ich wie gerädert morgens um 7 mit schlechter Laune unausgeschlafen am Küchentisch saß und meiner Frau erklärte, dass wir trotz aller erdenklichen Tierliebe etwas dagegen unternehmen müssen.

Ich muss gestehen, dass ich sehr verwundert war, dass ich auf der Internetseite eines der bekanntesten Schädlingsbekämpfer so viel hilfreiche und wertvolle Informationen bekommen konnte, wie ich mit meinen unangemeldeten Mitbewohnern umgehen soll. Und das, obwohl diese Firma ja damit Geld verdient den Kammerjäger zu schicken und Fallen aufzustellen. Da muss ich ja echt mal ein Lob aussprechen. Nicht gleich die Giftkeule zu schwingen und drauf los zu gehen an jeder Ecke Köder auszulegen, die wahrscheinlich eher von meinen Hunden gefressen werden, sondern erstmal die Basics in den Griff zu bekommen, war in meiner Verzweiflung ein ganz einfacher aber sehr hilfreicher Hinweis. Und dabei auch so einfach: Wenn die Maus keine Möglichkeit hat in deine Wohnung zu kommen, dann hast Du auch keine.

Badezimmer: Maus-frei, alle Ritzen und Fugen mit Stahlwolle zugestopft. Warum Mäuse total auf Kernseife abfahren konnte ich noch nicht in Erfahrung bringen. Scheint aber ein echter Renner zu sein.

Flur: Maus-frei, Fugen im Sandstein neu verputzt.

Küche: Maus-frei: Zum Glück ist die Küchenzeile so gebaut, dass die Mäuse nicht an die Lebensmittel kommen. Die obligatorischen Kartoffeln und Zwiebeln unter der Spüle haben jetzt in einem Maus-Sicheren Metallkasten mit Deckel einen neuen Platz gefunden.

Wohnzimmer: Löcher in der Backsteinwand neu verputzt

Schlafzimmer: Da mir die Maus mit Ihrem Transport des Zellophan-Papiers ihr Versteck gezeigt hat, war es ein leichtes die bevorzugten Stellen zu verschießen.

So erfolgreich diese Maßnahmen waren, raus aus dem Haus sind sie leider noch nicht. Aber ich kann deutliche Gebietsgewinne im Kampf gegen die Eindringlinge verzeichnen. Sowas motiviert natürlich ungemein. Meine Frau schüttelt aber hin und wieder den Kopf, wenn sie sich des späten Abends in ihr Bettchen einkuschelt und ich mich für weitere Etappensiege im Kampf gegen die Mäuse auf die Lauer lege. Es mag schon ein bisschen verrückt klingen, wenn ich Euch erzähle, dass ich vorletzte Nacht gut eine Stunde im halbdunkel auf der mittleren Treppenstufe verharrt habe, um zu sehen wie diese dreisten Mäuse ins Haus gelangen und wie Ihre Laufwege sind. Aber es hat sich gelohnt. Seit dem ich weiß, wo ihre Löcher im Gemäuer sind und seit ich diese verschlossen habe, bleiben die aufgestellten Mausefallen verwaist. Kein Rascheln, kein Tippeln mehr. Ich habe sie erfolgreich ausgesperrt. Ganz ohne Gift.

Das Erdgeschoss ist somit fest in meiner Hand und von Nagern befreit. Das Obergeschoss wird da noch eine etwas schwierigere Aufgabe. Schließlich haben wir dort zwei Räume, die einen alten Dielenboden haben mit wirklich breiten Lücken, wo so eine Maus ganz problemlos durchpasst. Hier muss ich mir noch eine andere Taktik überlegen. Tatsache ist, dass die Mäuse von draußen in das Obergeschoss kommen. Also wenn Ihr mich eines Nachts draußen vor dem Haus dick in Decken gehüllt mit Thermoskanne seht, dann ist das schon okay. Ich spioniere dann die Laufwege des Feindes aus. Gute Nacht.

08.09.19 Hotelbar

Die Anderen feiern eine Party und wir sind nicht dabei. Ich glaube, dass sagt alles aus. Die Kumpels habe zur großen Sause geladen und wir sitzen fern ab in einer großen Messestadt an einer Hotelbar. Zwei Tage Messeaufbau haben wir schon hinter uns, ein Dritter steht noch an. Ob jetzt Samstag, Sonntag ist, spielt eigentlich auch keine Rolle.

All zu negativ wollen wir das Ganze aber auch nicht betrachten, schließlich verdienen wir so unser Geld. Ich muss wieder mal allen Messebauern Respekt zollen, die permanent, und nicht so wie wir nur 4-5 Mal im Jahr, die Abende in einem Hotelzimmer verbringen und die Schmerzen des harten Arbeitstages mit ein paar Bieren vertreiben zu versuchen.

Grade telefoniert ein Engländer neben uns in der Hotelbar per Video mit seiner Familie, die kleinen Kids winken Papa über das Display des Handy zum Gute Nacht sagen.

Für uns sind diese Messeaufbauten an namenhaften Messeständen immer eine willkommene Abwechselung. Für viele aber tägliches Los. Das hilft einem dann auch mal darüber hinweg, dass wir heute Abend mit den Freunden keine Party feiern können, sondern per WhatsApp ein paar Bildchen von gut gefüllten Gläsern verschicken.

Die einzige Schwierigkeit, die ich bei der Messegeschichte immer habe, ist, dass man theoretisch viel schneller mit der Auftragsarbeit fertig sein könnte, wenn der Tag nicht durch Wartezeiten „gestört“ werden würde. Man ist halt nicht alleine auf einer Baustelle und kann nicht tun und lassen was man will, sondern zig Gewerke sind fieberhaft beschäftig, zum Fix-Termin der Standübergabe ihre Arbeit fertig gestellt zu haben. Somit kommt es halt immer wieder zu Koordinationsabsprachen. Ich mache hier mal 30 min eben was fertig und dann kannst Du mal wieder eine Stunde was tun und dann kommt der und der… Man muss schon sehr flexibel sein und diese Arbeitsweise hat somit auch zur Folge, dass Arbeiten, welche für ein zwei Stunden kalkuliert waren, auch gut mal 3 bis 5 Stunden dauern können.

Hier die Topp 5 der nervigsten Augenblicke auf einem Messestand:

Unangefochten auf Platz 1: Warten.
Platz 2.: Entscheider die nicht in der Lage sind, was zu entscheiden und somit siehe oben entsteht.
Platz 3: Architekten, die theoretisch wissen was möglich ist, aber keinen blassen Schimmer haben, was es bedeutet, dieses Wissen innerhalb von 24 Stunden in der Praxis anzuwenden.
Platz 4: Kaffee-Bistros die schon um 15 Uhr schließen…..
und letztendlich Platz 5: Kollegen, die nicht in der Lage sind, mal eben den Mund auf zu machen, wenn ein Fehler oder eine Beschädigung entstanden ist. Mensch Leute, wir sind doch alle unter Strom und da kann auch mal ein Schaden passieren. Aber Klappe halten und hoffen dass keiner es merkt geht immer nach hinten los.

Die englische Videokonferenz am Nebentisch ist mittlerweile beendet und einige Landsleute haben sich zu einer großen Gruppe zusammengetan. Engländer in Rudelform bereiten mir immer etwas Sorge. Positive muss ich aber anmerken, das ich in den letzten 10 Minuten nur einmal das F*** Wort in der 8-10-köpfigen Gruppe gehört habe. Vielleicht liegt es aber auch an der Anwesenheit einer weiblichen Person an der Bar.

Das letzte Pils bringt nun die nötige Bettschwere. Auch wir haben dazugelernt: Wir buchen nur noch Hotels, die eine akzeptable Möglichkeit der Übernachtung in Form einer guten Matratze anbieten. Spätestens, wenn man die halbe Nacht nicht schlafen kann, weil man nicht weiß, wie man sich drehen und wenden soll, ist es einem den Mehrpreis von meist nur 15 oder 20 Eur pro Nacht wert, um am nächsten Tag fit zu sein.

P.S. Happy Birthday, Mama