03.10.19 Zu Zweit

Vor drei Jahren waren die Arbeiten an dem Umbau der Glashütte im vollen Gang. So lange ist das schon her und eigentlich ist es doch erst eben gewesen. Fertig ist trotzdem noch nicht alles und wahrscheinlich wird auch nie alles fertig werden, weil ja doch immer wieder an der ein oder anderen Stelle was dazu kommt. Egal ob im Haus oder drum herum.

Ziel des Blogs war es auch nicht nur über den Umbau, sondern auch über unsere Arbeit zu berichten. Denn mit dem Umbau hatten wir auch relativ konkrete Vorstellungen darüber, wie es in dem neuen Umfeld firmentechnisch laufen soll. Und siehe da, man kann alles planen, aber wie es wirklich kommt, kann niemand voraussagen.

Bei uns ist es auch ganz anders gekommen, als wir uns das erwünscht haben. Was jetzt nicht heißen soll, dass wir nicht auch so mit der Lage gut klar kommen, aber der Grundgedanke war ein anderer. Das muss man sich nach drei Jahren einfach auch mal zugestehen. Um allen Unkenrufen aber zuvor zukommen: an der Tatsache, den gewagten Schritt sich zu vergrößern und in die Glashütte zu gehen gibt es nichts zu rütteln. Wenn ich mir vorstellen müsste weiterhin in dem früheren Umfeld von Arbeit und Privat zu leben, wäre das mir, meiner Frau und in der Weiterführung der Firma nicht gut bekommen.

Die Maßnahme den Copy-Shop-Charakter abzulegen und auf Privatkunden nahezu gänzlich zu verzichten, war ein sehr wichtiger und wie man an den Umsatzzahlen auch merkt ein absolut sinnvoller Schritt. Mit weniger Personal gleichbleibende Umsätze und einen höheren Gewinn zu erzielen finde ich, ist der richtige Weg. Wenn ich daran denke, wieviel Zeit wir früher für Beratungstätigkeiten investiert haben, um Kleinkunden zu beraten, die letztendlich dann doch bei www.wirdruckenscheisseaberbillig.de bestellt haben, war dieser Schritt Gold wert.

Gut möglich, dass ich die Tatsache mit weniger Personal auszukommen nicht in meine Planung damals mit einbezogen habe. Gestartet haben wir mit 5 Leuten und Anfang des Jahres waren wir noch vier ohne dass wir das so wollten. Wenn meine Tochter zum Ende Ihres Studiums unseren Betrieb als Studentische Hilfskraft verlässt und sich in einer großen Agentur in Hamburg mal die Medienhörner abstößt, dann sind wir tatsächlich nur noch zu zweit im Büro. Meine Frau und ich.

Es ist nicht so, dass wir nicht auch zu zweit gut zusammen arbeiten können, ganz im Gegenteil. Wir sind ja wirklich kleine Arbeitstiere, die ohne Problem mal einen 12-14 Stunden Tag hinlegen können, aber die Tatsache, dass man zusammen den Arbeitstag und auch im Anschluss die Freizeit verbringt, führt dazu, dass sich die Neuigkeiten des Tages im Rahmen halten, weil man sie ja sowieso schon zusammen durchlebt hat. Input von außen durch eine(n) Mitarbeiter(in) gibt es da dann auch nicht, was beziehungstechnisch eine kleine Herausforderung wird, wenn man sich Abends vorm Kamin nicht wirklich mehr was zu erzählen hat. Für die Firma ist das auf Dauer auch nicht so prickelnd. Anregungen und Kritik durch jemand Außenstehenden, bringen einen in der Regel weiter nach vorne, denn wenn man nur zu zweit oder gar alleine arbeitet wird man ja relativ schnell betriebsblind und das kann schnell nach hinten losgehen.

Warum wir seit Einzug in die Glashütte so ein unglückliches Händchen mit unsere Angestellten haben, kann ich mir nicht erklären und im Endeffekt kann ich das auch nicht als Misserfolg titulieren sondern eher in die Schublade „Pech gehabt“ ablegen. Denn alle drei in den letzen drei Jahren neu eingestellten Mitarbeiterinnen ist es gesundheitlich nicht vergönnt gewesen, langfristig – wie von uns geplant – bei uns zu bleiben.

Nun werden wir zu zweit das Jahr erst einmal zu Ende bringen. In der Regel sind die Monate November und Dezember eher nicht so arbeitsintensiv, dass es wirtschaftlich gesehen vielleicht die beste Lösung ist, uns ohne hohe Kosten für Gehälter gesund zu schrumpfen, uns zu sammeln und im nächsten Jahr wieder neu durchzustarten.

In einigen Tagen werden wir noch mal ein verlängertes Herbstwochenende mit dem Wohnwagen bestreiten. Das letzte Mal als wir das gemacht haben, ist schon einige Jahre her aber hatte zur Folge, dass wir unser Grafikbüro vollständig umgekrempelt haben und letztendlich auch den Entschluss zum Umzug gefasst haben. Werden wir sehen was daraus diesmal wird. Wäre ja auch wirklich doof, wenn es keine Veränderungen mehr im Leben geben würde.

Zu Zweit am Tag der Deutschen Einheit – passt doch. Prost gemeinsames Deutschland (auch wenn das Foto schon ein paar Tage her ist).