Im ersten Teil des Blogs habe ich viel über die Umbauten und die sich damit ergebenen Ereignisse berichtet. Nun haben wir das erste Quartal in den neuen Geschäftsräumen in der Neuen Glashütte in Steinkrug hinter uns gebracht und wie das im „normalen“ Leben so ist, passieren nicht mehr ganz so viel berichtenswerte Handwerker-Anekdoten. Auch die unvorhergesehen zu treffenden Sondermaßnahmen sind jetzt (hoffentlich) nicht mehr zu erwarten. Daher gab es auch eine kleine Blog-Pause von meiner Seite, die aber nicht bedeuten soll, dass ich hier jetzt nichts mehr schreibe. Schließlich war es zwar ein mutiger Schritt, die Firma und unser Leben in einem Industriedenkmal anzusiedeln, aber ob das, was wir uns von diesem Schritt erhoffen auch in Erfüllung gehen wird, wird sich erst in den nächsten Jahren zeigen und bis dahin wird viel passieren, was es zu berichten gilt. Denn ob unser Projekt letztendlich zum Erfolg führt, lässt sich zwar planen, aber oft kommt es in der Realität anders als man denkt.
Zum Glück nicht bei uns, sondern im Umland. Gruß und Dank an die Freiwilligen von Feuerwehr, THW und sonstige Einsatzkräfte, die über Weihnachten Sandsäcke gefüllt haben, um Hab und Gut zu schützen. Ich war heute mit meiner Frau an zwei Talsperren im Harz. Randvoll die Auffangbecken, schon imposant.
Auch wenn Wasser nicht mein direktes Problem ist, muss ich für das Büro trotzdem Land Unter vermelden. Letztes Jahr war ja die Vollkatastrophe und auch 2023 ist kein Jahr der Superlative. Zwar haben wir die Umsätze wieder auf Niveau von vor Corona geschafft, nur muss man sich zwischenzeitlich die Preissteigerungen und Inflation auf der Zunge zergehen lassen. Folglich reicht es mit einem ähnlichen Umsatz von vor drei-vier Jahren einfach nicht aus. Vor allem, wenn man dann noch einen Berg Schulden aus 2022 (Beginn des Ukraine-Konflikts und somit absoluter Stillstand in der Branche) vor sich her schiebt. Sollzinsen von bis zu 17% bei Dispo-Krediten können einem schon reichlich die Motivation rauben. Da werden wir Kleinunternehmer üppig gemolken.
Erschwerend kommt hinzu, dass die derzeitige personelle Lage im Büro sich so abzeichnet, dass ich die meiste Zeit alleine werke. Mein Frau hilft wo sie kann, hat aber im letzten, desaströsen Jahr einen anderen Job übernommen, damit wir überhaupt über die Runden kommen. Eine weitere Mitarbeiterin ist in Mutterschutz (was ihr gegönnt sei). Unterm Strich rocke ich die Firma gerade alleine, was alles andere als optimal ist. Insbesondere, wenn alle Kunden wieder aus dem Winterschlaf oder Krisen-Jahren erwachen. Das nach jedem Tief auch wieder ein Hoch ansteht, habe ich in 27 Jahren Selbständigkeit mehrfach durchlebt. Nur bin ich dieses Mal – mit wenig Personal – sehr schlecht aufgestellt. Somit quäle ich meine Lieben Blog-Leser*innen mit Stellenanzeigen, mit der Bitte diese zu teilen, vervielfältigen und unter die Menge zu jubeln, damit es hier in der grandiosen Glashütten-Halle weiter geht und das Summen der Maschinen das ehrwürdige Industriedenkmal am Leben erhält.
Soweit zum Jahresende. Euch die besten Wünsche für das kommende Jahr. Wobei das natürlich Blödsinn ist, denn ich wüsche Euch immer das Beste.
Fast ein Jahr habe ich mich hier nicht blicken lassen. Was nicht ganz richtig ist, weil ich täglich massenweise Spam-Mails löschen muss und Informationen über versuchte Hackerangriffe zur Kenntnis nehme. Geschrieben habe ich aber nicht, was ganz gewiss nicht in Ordnung ist. Aber seit Kriegsbeginn fehlt es an Input. Es fehlt an freudigen Ereignissen und nicht weniger ausschlaggebend: Es fehlt an Umsatz. Die Gefahr in Jammerei zu verfallen, war somit in den letzten Monaten nicht ausgeschlossen. Es widerstrebte mir aber darüber zu berichten.
Das nahende Jahresende erlaubt mir ein Resümee, welches lautet: Es kann nur besser werden. Es muss sogar besser werden, denn wenn es weiter so mau läuft, dann wird’s mächtig eng für 2023. So wie es sich darstellt, haben wir dieses Jahr 25 Prozent weniger Umsatz gemacht. Das klingt handelbar, wenn im Vorfeld die Corona-Jahre nicht selbige Minusrekorde zu Tage gebracht hätten. Mich deprimiert vornehmlich, dass der Umsatz zwar nur um ein Viertel gesunken ist, beim Gewinn aber ein Mega-Minus von 60 % zu verzeichnen ist. Wir haben also viel gearbeitet und vergleichbar wenig daran verdient.
Wer mich kennt, weiss, dass mir Statussymbole nicht wichtig sind. Meine Lebensdevise heisst nicht Reichtum, sondern Glück. Aber wenn es trotz hoher Arbeitsleistung nicht mehr dazu reicht, in die Rentenkasse einzuzahlen, dann frustriert das ungemein. Da kann man schon richtig schlecht drauf kommen, wenn man den Taschenrechner zur Hand nimmt und einmal ausrechnet, dass man die Lebensarbeitszeit eines Angestellten eigentlich schon überschritten hat (ausgehend von einer Selbständigen-typischen Arbeitszeit von 12 Stunden pro Tag und gerade mal 14 oder 21 Tage Urlaub im Jahr). Von der utopischen Vorstellung mit 55 mal einen Gang runter zu schalten und mit 60 in das Rentenalter einzutreten, habe ich mich schon verabschiedet, bevor wir den Schritt in die Glashütte gewagt haben. Das jetzt aber die 65 oder gar schon die 67 auf der Kippe steht, ist demotivierend.
Fazit: Ich arbeite weiterhin gerne und wenn es sein muss rutsche ich mit meinen fast 54 Jahren weiterhin auf den Knien, um Fahrzeuge zu beschriften oder Messestände zu bekleben. Aber es reicht eben nicht, nur die steigenden Materialpreise an meine Kunden weiter zu geben. Auch die Entlohnung der Arbeitsstunden müssen deutlich angepasst werden. Denn für mich als Selbständiger ist der Einkauf im Supermarkt auch nicht günstiger geworden.
Die Erhöhung der Preise wird vorrangig den Kleinkundenbereich treffen. Zu unserer Käuferschicht zählen auch viele Vereine, und Non-Profit-Organisationen. Institutionen, die wir immer gerne unterstützt haben und bei denen nicht so genau auf Effektivität geachtet und eine Kosten-Nutzen-Rechnung angewandt wurde. Diese Art der Aufträge bedeuten aber immer einen nicht unwesentlich Faktor an Mehraufwand im Vergleich zu Bestellungen aus dem Handel, von Marketingagentur, Grafikabteilung oder Druckdienstleister. Den Mehraufwand muss ich jetzt leider kalkulieren und mit in die Abrechnung einbeziehen.
Böse Zungen könnten jetzt behaupten, dass wir eine Monopolstellung ausnutzen, da der einzig verbleibende Kollege im Umland im letzten Jahr die Tore geschlossen hat. Weit gefehlt! Der Überlebenskampf geht weiter. Denn wenn überhaupt findet bei dieser Art von Aufträgen mit Glück eine Kostendeckung statt. Kein Cent mehr. Machbar und mitfinanziert durch Großkundenaufträge die leider – siehe oben – deutlich zurück gegangen sind.
Gibst auch noch was schönes zu berichten? Eine Mitarbeiterin bekommt Nachwuchs. Das ist schön. Punkt. Auch wenn jeder Kleinunternehmer jetzt Magenschmerzen bekommt. Mir wäre es natürlich auch lieber, wenn ich in einer eh schon sehr angespannten wirtschaftlichen Lage nicht noch eine Entscheidung über die Neubesetzung einer Stelle treffen müssten. Aber das soll die Freude über einen neunen Erdenbürger*in nicht schmälern.
Kennt ihr das? Man hat tolle Vorsätze und ein ambitioniertes Ziel vor Augen und verliert vollkommen die Bodenhaftung? Man ist der Meinung, etwas total innovatives auf einem Blatt Papier erschaffen zu haben, verliert aber den Blick für die Realität und schiesst vollkommen über das Ziel hinaus? Letztlich investiert man unendlich Zeit in eine Idee und möchte sie auf Verderb durchsetzten, um die reingesteckte Zeit zu rechtfertigen, obgleich sich immer mehr herausstellt, dass der Einfall, den man hatte, eher kontraproduktiv ist und sich für seine Kunden als und reichlich dämlich dar stellt?
So was passiert im selbstständigen Dasein sicherlich jedem mal und auch ich spreche mich davon nicht frei. Man muss diese Erfahrung machen und daraus lernen. Die Sache mit „aus Fehlern lernen“ ist aber so ein Ding. Nicht jeder gesteht sich einen Fehler ein und ich habe den Eindruck je größer ein Unternehmen ist, desto weniger lernt man aus dieser Einsicht und sieht ein, dass man vielleicht ein wenig über das Ziel hinausgeschossen ist. Ich würde sogar behaupten, man versucht dieser Gegebenheit zu trotzen und möchte den Kunden schlicht weg zwingen, sich jetzt doch endlich an dem zu erfreuen, was kluge überbezahlte Medienfachleute sich monatelang ausgedacht haben und der Konzernspitze für gut verkauft haben.
Achtung! Der nun folgenden Text enthält Werbung wegen unbezahlter Produktnennung (ich glaube dass muss ich so titulieren, um nicht abgemahnt zu werden).
Um das Geschriebene anhand eines Beispieles bildlicher darzustellen, hier mein absolutes und schon in diesem Blog angepriesenes Lieblingsbeispiel: MonChéri. Ich bleibe dabei. Es gibt eine gewisse Anzahl an Menschen, welche die Kombination aus Alkohol in Verbindung mit Schokolade mögen. Aber mindesten genau so viele, die es hassen. Wenn 1000 Leute Schoko-Alkohol-Pralinen mögen und 1000 Leute dieses nicht tun, dann hilft es auch nicht einfach eine neue Sorte von Schoko-Alkohol-Pralinen auf den Markt zu bringen, denn die Anzahl der Liebhaber dieser Pralinen wird sich deswegen nicht steigern, sondern nur anders aufteilen. Soll heißen, es gibt in Zukunft dann 800 Leute welche die Sorte Kirsch favorisieren und 200 die Sorte Orange mögen. Es bleibt aber dabei, dass 1000 Personen Schoko-Alkohol-Pralinen einfach gar nicht mögen. Warum also zum Teufel feuert ihr also alle Jubeljahre einen Millionen-Etat in den Äther und auf Großplakate, wo doch relativ klar abzuschätzen ist, dass ihr die Menschheit nicht zu Schoko-Alkohol-Pralinen-Essern konvertieren könnt. Ganz gleich wie mit Sweet Cherie vor fünf Jahren, die erfolglos aus den Regalen geräumt wurde und nun das ganze eben mit Orange versucht wird. Aber bitte, mich hat ja mal wieder keiner gefragt.
Um auch nicht nur auf einem Konzern rumzureiten, möchte ich noch ein weiteres Beispiel anfügen, welches mir nicht nur Kopfzerbrechen, sondern Kopfschütteln verursacht:
In einem etwas entfernten Nachbarort hat ein in unserer Region bekannte Supermarktkette eine Neueröffnung ihrer Filiale vollzogen. Nach umfangreichen Umbaumaßnahmen wurde ein neues Einkaufserlebnis erschaffen, welches sich, besonders beim Blick in das Portemonnaie am Kassenband darstellt. Nun zwingt mich niemand dort zu kaufen und es spricht nichts gegen das Konzept sich von der Konkurrenz abzuheben und ein Supermarkt für Besserverdiener zu sein. Schließlich gibt es genügend Menschen, die nicht auf jeden Cent achten müssen und warum soll man als Konzern dieses nicht ausnutzen und daran gut verdienen.
Bei der Renovierung der Einkaufsanlage wurde auch der nebenstehende Getränkemarkt der Einkaufskette Grund auf saniert und modernisiert. Tja, und wie sollte es auch anders sein und warum sollte es hier im Blog Erwähnung finden: Der neu sanierte Markt ist das Ergebnis einer vollkommen überzogenen Art der Darstellung. Zur Erklärung: Wenn ich extra einen Getränkemarkt ansteuere, dann nicht aus dem Grund, nur ein oder zwei Flaschen Bier, Brause oder Saft zu kaufen, sondern mein Ziel ist es, eine größere Menge käuflich zu erwerben. Ich erwarte ein gewisses Standardsortiment und entsprechende Einkaufswagen, um Mehrwegkisten gut zu transportieren. Mich erstaunt beim Betreten des Marktes, dass ich auf anhieb keine Mehrwegkisten sehe. Jede Menge Regalgänge mit Einzelflaschen mit wenig, mehr, viel und ohne Alkohol betteln um meine Kaufgunst. Ich hingegen wollte nicht in einem Spirituosen-Fachgeschäft oder Saftladen, sondern Getränke aus Mehrweggebinden kaufen.
Ich kenne einige Getränkemärkte in unserem Umkreis, und mein Geschmack an Getränken möchte ich nicht als außergewöhnlich, aber schon als nicht alltäglich definieren. Bei der Vielzahl an angebotenen Produkten, glaubte ich zu meinen, hier an einen gut sortierten Markt geraten zu sein. Aber mit der Auswahl meiner Getränkevorliebe stoße ich doch immer wieder an die Grenzen des Produktsortiments. So zu meiner Verwunderung auch bei besagtem Markt. Das kann ich noch verkraften, ich bin ja doch ein wenig flexibel, aber es geht noch weiter.
Wer bitteschön hat sich einfallen lassen, Mehrwegkisten in Regale mit mehreren Fächern unterzustellen? Sicherlich schön, dass ich mich nicht bücken muss, um an eine Kiste zu gelangen, jedoch kann man nicht erkennen, was in der Kiste ist, denn bei der Höhe des Regalfachs passt nur eine Kiste und man kann leider nicht erkennen welche Sorte sich in der Kiste befindet. Da Gilde, Fritz oder Einbecker (um nur einige zu nennen) diverse Sorten in ein- und derselben Kiste verkaufen, ist also nicht klar zu erkennen, um welche Sorte es sich in der Kiste im Regal handelt. Diesen Missstand haben auch die Konzeptgeber des Getränkemarktes bemerkt und haben ein weiteres Regalbrett über das Kistenfach eingebaut, um dort die Flaschen hin zu stellen, die sich in der Kiste befinden.
In der Theorie gar nicht so schlecht gedacht und optisch schön anzusehen, aber praktisch absoluter Blödsinn. Denn der arme 450 Euro-Jobber, der die Flaschen aus den Kisten auf das obere Regalbrett stellt, nimmt die Flaschen natürlich aus der im unteren Fach befindlichen Kiste. Ist ja auch klar, denn wo soll man sonst mit den ganzen leeren Mehrwegkisten hin, wenn man die Flaschen so schön im Regal drapiert hat. Vielleicht könnte Ihr Euch schon denken, worauf ich hinaus will. Ich gehe also zu dem schönen Regal und ziehe in rückenfreundlicher Höhe eine Kiste aus dem Regal, die natürlich nicht vollständig gefüllt ist und fange an, das schöne Kunstwerk, der in Reihe und Glied stehenden Flaschen auf dem oberen Regalbrett zu zerstören, um die Kisten wieder mit den Flaschen wieder zu füllen. Hä? Wo ist da der Sinn? Früher nannte man das Arbeitsbeschaffungsmaßnahme.
Ich schlendere weiter durch das Getränkeparadies und entdecke hinter einer Wand aus Kühlregalen doch noch den Bereich, wo gängige Getränkekisten gestapelt angeboten werden. Was optisch nicht so geschmeidig für das Gourmet-Auge aussieht, aber einfach deutlich praktischer ist. Die Sortierung hier wirft jedoch auch wieder Fragen auf. Ich behaupte, dass der deutsche Konsument ein Markenfetischist ist. Soll heißen, dass man, wenn man Krombacher trinkt auch das Radler von dieser Sorte kauft und vielleicht auch noch das alkoholfreie. Ich trinke gerne Einbecker, aber eben auch gerne mal das helle Bockbier oder ein Winterbock. Die Kisten stehen aber in diesem Markt eben nicht nach Marke sortiert, sondern nach Art des Getränks. Somit machte sich bei mir ein gewisser Einkaufsstress breit, denn meine Frau fragte etwas entnervt per Kurznachricht an, wo ich denn bliebe und was so lange im Getränkemarkt dauert. Ich hätte gerne mit „Sofortverköstigung“ geantwortet. Der eigentlich Grund lag aber darin, dass ich für meine Wahl der Getränke einen gefühlten vierhundert Meterlauf durch gestylte Flaschenregale zurücklegen musste, um alle von mir favorisierten Sorten einer Marke zu finden, bzw. mir erklären zu lassen, dass die Sorte „wohl“ nicht verfügbar sei oder der arme kleine 450 Euro Flaschensortierer sie einfach nicht findet, obgleich der der Meinung ist, diese Flaschen schon mal in der Hand gehalten zu haben…
Die Krönung erreichte mein Einkaufserlebnis, als ich in der Abteilung gestapelte Kisten eine Kiste Einbecker Brauherren auf mein Einkaufswagen packe und mir dabei beinahe die Finger verbrenne. Die als Raumteiler gedachte Front aus Kühlregalen sondert auf der Rückseite reichlich Wärme ab um die Kühlung zu betreiben. Da bekanntlich aber jeder Quadratmeter Raum einer Supermarktfläche optimal genutzt werden muss, hatte der Planer die umwerfenden Idee, direkt hinter den Kühlregalen die Mehrweg-Bierkisten zu stapeln. Wenn ein Kaltgetränk, was beim Kauf ungelogen mehr als 37 Grad aufweist, kann das nicht verkaufsfördernd sein.
Mein Fazit: Verzichtet auf dieses Deko-Getue und nutzt einfach den 450 Euro-Jobber dazu, der Omi die Kiste Wasser in den Kofferraum vom Auto zu heben. Kein Mensch braucht zig verschiedenen Sorten Jack Daniels (Apple, Honey, Fire und was es da noch so für Gepannsche gibt) im Eingangsbereich und muss für eine Wasserkiste eine Trainingseineinheit für einen Halbmarathon absolvieren. Lebensmittel zu lieben ist ja eine schöne Sache, aber denkt doch vielleicht einfach mal an die Kunden.
Heute Morgen um fünf war unser privater Briefzusteller wieder da und hat unseren Briefkasten gefüttert. Ich bin ja immer noch der festen Überzeugung, dass dieser Brief-Bringdienst schuld am verbogenen Firmenschild ist (ich berichtete vor einiger Zeit darüber). Jedoch bin ich einfach zu faul morgens in aller Herrgottsfrühe aufzustehen und nach etwaigen Schäden am Fahrzeug des Zustelldienstes zu suchen. Somit bleibt es dabei, dass ich mich im Reich der Spekulation bewege, um deutlich später am Morgen, meist nach dem Gang mit den Hunden, einen Blick in den Briefkastenschlitz zu werfen, um zu eruieren, ob es sich lohnt den Schlüssel aus der Tasche zu kramen, damit ich den Kasten öffnen kann.
Die Tatsache, dass der Zustelldienst freudige Nachrichten überbringt, ist nahezu ausgeschlossen. So auch am heutigen Morgen. Neben der Wurfsendung, welche zu Spenden für eine Tierschutzorganisation aufruft und einer Rechnung über bestellte Ware (ja, das papierlose Büro hat sich noch nicht durchgesetzt) trudelte auch ein Schreiben meines Müllentsorgers ein. Als gewerbetreibendes Unternehmen kann ich frei wählen, wer neben den üblichen Tonnen von Papier und Restabfall meinen Müll entsorgt. Da ich eigentlich versuche, ein nachhaltiges Unternehmen zu führen, ist Abfalltrennung schon seit Jahren ein fester Bestandteil unseres Arbeitslebens und wird entsprechend praktiziert. Aber leider fallen ja unvermeidlich immer noch reichlich Plastikabfälle in Form von Folienresten und Verpackungen an, so dass wir einen Container damit befüllen können, welcher von unserem Entsorger liebevoll Abfall zur energetischen Verwertung genannt wird, was nichts anderes bedeutet, dass in diesem Behälter alles Platz findet, was in einer Müllverbrennungsanlage in Flammen auf geht. Die Verwertung bezieht sich somit also nicht auf eine Wiederverwertung, sondern dient der Befeuerung einer Verbrennungsanlage, die Energie erzeugt oder entsprechend nahliegende Behausungen mit Wärme versorgt. Das ist nicht unbedingt die Form der Entsorgung, die ich als nachhaltig betrachte, aber bei den anfallenden Kleinmengen bei uns im Betrieb bleibt mir gar keine andere Wahl, als diese Art der Entsorgung auszuwählen. Alternativen sind in unserer Region nicht vorgesehen. Ist ja auch klar, denn die teure Verbrennungsanlage rechnet sich ja nicht, wenn jeder Hans-Franz jetzt auch noch auf die obskure Idee kommt, seinen Plastikmüll so zu trennen, dass man ihn tatsächlich wiederverwerten könnte.
Bisweilen war die Handhabung unseres AzV-Mülls (so die Abkürzung unseres Mülls, mit der Hinterfragung wo das „e“ eigentlich geblieben ist, man könnte doch in der Tat meinen, dass der Abfall zur Verwertung auch verwertet wird) recht einfach. Wenn der Container von uns mit hässlichem Müll gefüllt war, wurde beim Entsorger angerufen und dieser kümmerte sich innerhalb einer Woche um die Leerung des Containers. Dafür wurde eine Rechnung gestellt und bezahlt wurde nach der Leerung und somit nach tatsächlich anfallenden Müllvolumens.
Nun trudelte aber mit besagtem Briefzustelldienst eine Änderung unseres Müllvertrages ein. Dass es eine Preissteigerung nach fünf Jahren geben würde, hatte ich eigentlich schon erwartet, schließlich gibt es ja kein einziges Unternehmen mehr, dass nicht auf die Corona-Knappheits-Welle aufspringt und zwangsläufig Preiserhöhungen ankünden muss. Aber Verknappungs-Preiserhöhung stellt sich bei uns in Sachen Müllentsorgung anders dar. Ich bin der Bösewicht! Ich produziere einfach zu wenig Müll. Weil ich versuche meinen ökologischen Fußabdruck der Firma klein zuhalten, fabrizieren wir einfach viel zu wenig Müll, um wirtschaftlich eine Abholung meines Containers zu organisieren und die Verbrennungsanlage am laufen zu halten.
Warum fühle ich mich eigentlich nicht schlecht dabei mein Müllvolumen klein zu halten? Bin ich vielleicht krank oder einfach viel zu ökologisch? Fakt ist, dass ich jetzt einer nicht nach Bedarf oder besser gesagt Volumen abhängigen Leerung meines Container zustimmen muss, sondern einwilligen soll, dass mein Container, vollkommen gleichgültig der anfallenden Füllhöhe des Abfallbehälters, eine monatlichen Leerung akzeptieren muss. Selbstredend diese auch noch zu einer Preissteigerung um ca. 25 Prozent.
Das Absurdum geht noch ein Schritt weiter. Wenn ich meinen Container nicht nur ein mal im Monat leeren lasse, sondern doppelt soviel Müll produziere, dass sich eine 14-tägige Leerung lohnt, zahle ich deutlich weniger Geld für die anfallenden Kubikmeter Abfall, als wenn ich mein Müllvolumen niedrig halte. Noch viel günstiger wird es, wenn ich so viel biestiges PVC entsorgen muss, dass wöchentlich der LKW zur Abholung kommt.
Was läuft hier falsch? Ich produziere mehr Abfall und werde durch sinkende Preise belohnt? Wie krank ist das denn? Sind da nicht eben noch zig Länderchefs in Glasgow zusammen gekommen und haben über Klima und so ein Krams philosophiert und ich bekomme deutlich bessere Entsorgungspreise, je mehr Müll ich fabriziere, der zwar gefiltert aber dennoch per Verbrennung in die Luft gepustet wird? Das ist doch krank. So wird das nix mehr mit unser lieben Mutter Erde. Das macht mich echt traurig.
Dass ich jetzt auch zusätzlich noch für mein gewerbliches Altpapier, welches in den Recyclingprozess einfliesst, bezahlen muss, ist fast nur noch nebensächlich. Obgleich sich mir die Frage stellt, warum von einer Verknappung der Altpapierressourcen in den Medien die Rede ist, und ich jetzt für dieses knappe und wertvolle Gut auf einmal zur Entsorgung Geld zahlen soll, wo es doch jahrelang ein reichhaltiges Angebot an Altpapier gab und ich das kostenlos abgeben durfte.
Es bleibt ein ganz bitterer Beigeschmack: Wenn ich meinen Müll nicht mehr trenne und mein anfallendes recyclebares Altpapier in den AzV-Container entsorge und mein Müllvolumen somit deutlich erhöhe, mache ich finanziell ein besseren Schnitt, als wenn ich umweltfreundlich denke. Wie pervers ist das denn?
Was ich eigentlich schreiben wollte: Aufgrund unseres Rentenbescheids, siehe Eintrag vom 21.09.21 bleibt uns ja keine andere Wahl, als noch einige Jahre zu arbeiten. Das ist wahrlich auch kein Problem, denn wir arbeiten gerne. Meistens zu mindest. Wäre es nicht der Fall, dass man sich nach Freizeit sehnt, dürfte man uns gerne als Krankhaft einstufen – zumindest ist das meine Auffassung. Neben der Arbeit gibt es einfach sehr viele Dinge, die in meinem Hirn herum wabern, welche ich bestreiten würde, wenn ich unendlich Zeit, körperlich fit und finanziell ausgesorgt hätte. Da könnte ich anfangen bei der Auslastung meiner Motorsense bis hin zum 2000 Kilometer langen Wanderweg an der Bretonischen Küste, von der elektrischen Eisenbahn mal ganz zu schweigen.
Wir sind dankbar, dass wir die letzte Zeit im Zeichen von Corona gut überstanden haben. Einige Kollegen oder auch Firmen anderer Branchen hatten da weniger Glück und man sollte ein gewisses Maß an Demut mit sich bringen, daran zu denken, dass es nicht selbstverständlich ist, einen zuverlässigen Kundenstamm betreuen zu dürfen. In diesem Sinne Danke dafür.
Die letzten Monate haben uns gezeigt, dass neben dem üblichen Arbeitsaufkommen durchaus Luft nach oben ist. Soll heißen, dass wir mehr Aufträge bearbeiten könnten, als uns das derzeit möglich ist. Der Bedarf ist steigend und unsere Kapazitätsgrenze leider erreicht, was bedeutet, dass wir viele Kunden mit längeren Wartezeiten vertrösten. Da ich das werbende Volk aber nun schon seit über 25 Jahren betreue und somit kenne, weiss ich dass warten in unserer Branche nicht so angesagt ist.
Somit bleibt nur eines: Wir möchten personell aufstocken.
Leichter gesagt als getan, denn unsere Stellenausschreibung passt – genau wie wir – in keinen vorgegebenen Bereich. Wir sind keine Grafik-Designer. Schon gar nicht irgendwelche Web-Künstler oder reine Werbetechniker. Der Beruf Mediengestalter trifft auch nicht konkret die Stelle, die wir besetzten wollten. Wir arbeiten halt grafisch, aber nicht zwingend kreativ und schon gar nicht permanent Rechner basierend. Wir sind oft handwerklich unterwegs und erfüllen für unsere Kunden Arbeiten, die eine Besonderheit aufweisen, die nicht maschinell in Serie, sondern in Handarbeit gefertigt werden muss. Große Mengen spielen nicht unbedingt eine Rolle. Ein-Stück-Fertigungen sind dafür bei uns an der Tagesordnung. Wir rutschen auch auf den Knien rum, wenn wir Glasscheiben bekleben oder bekommen dreckige Hände, wenn wir Autos an den Stellen putzen, die niemand sieht, die aber für die Folierung elementar wichtig sind und permanent mit Dreck behaftet. Zu beklebende Spanplatten sind auch mal dreißig Kilo schwer und man fällt abends erschöpft ins Bett, nachdem man mit zwei Weizen die Schmerzen betäubt hat. Genau so, wie man eine schier unendliche Anzahl von verschiedenen Aufklebern geschnitten, sortiert und verpackt hat.
Alles in Allem lässt sich die Arbeitsanforderung also nur schwerlich definieren. Am besten trifft vielleicht noch der Begriff Grafik-Arbeiter*innen zu. Aber kann man sich darunter etwas vorstellen, wenn man so etwas in einer Stellenanzeige in der Zeitung liest? Gerne würde ich die Stellenbeschreibung, welche ich gerade verfasst habe, in einer Annonce veröffentlichen, aber aufgrund der Textmenge und vielleicht noch einer etwas ansprechenden Gestaltung, überschreitet das unser finanzielles Budget. Eine einfach Stellenanzeige am Sonnabend in der Größe von nur 60 x 45 mm (das ist kleiner als eine Standardvisitenkarte) liegt schon im vierstelligen Bereich. Das ist also schon krass, wenn man für einen neu zu besetzenden Arbeitsplatz schon mal eben fast einen halben Monatslohn einwerfen muss, ohne auch überhaupt eine Garantie zu haben, dass sich auch jemand passendes bewirbt. Für so eine kleine Firma wie uns, ist das schon eine Hausnummer. Und bitte jetzt keine klugen Tipps in Form von Monster, Xing und Co. Preislich läuft es da nicht anders.
Es geht uns eben ähnlich wie vielen Handwerksbetrieben, die verzweifelt nach Angestellten suchen. Ich habe den Eindruck, kaum einer mag mehr schwitzen bei der Arbeit oder sich bücken. Alle wollen nur am Rechner sitzen und sich dort mit Haltungsschäden das Leben schwer machen. Besonders der Bereich Medien ist ja bei vielen jungen Leute immer noch der absolute Renner, weil vielen von dem Job einfach ein falsches Bild haben. Das merke ich immer, wenn wir Praktikanten haben, die voller Elan der Meinung sind, dass man als Graphik-Designer nur voll kreative Dinge entwirft. Vorzugsweise irgendwelche Games programmiert oder Musikvideos dreht. Wenn sie merken, dass es daran geht für Schiesser die neue Unterhosenkollektion zu promoten oder die Vorzüge von Fußpilzsalbe auf Papier (besser gesagt auf den Bildschirm) zu bringen, sind sie schnell enttäuscht.
Spätestens wer mal im Akkord und gegen den Uhrzeiger eines Redaktionsschlusses Werbeanzeigen für Tageszeitungen erstellt hat, weiß wo der Hammer hängt und dass der tolle Medienjob auch durchaus seine Schattenseiten hat. Des weiteren wird man nicht umhinkommen sich daran gewöhnen zu müssen, dass sich der Job zirka alle fünf Jahre vollkommen verändert. Technologischer Fortschritt nennt man so was. Was ich in meinen über dreißig Berufsjahren schon an Veränderungen mitmachen musste, ist echt krass. Klar, Veränderungen machen den Job nie uninteressant, aber Schade ist nur, dass Dinge, die man gerne gemacht hat, nun einfach nicht mehr gefragt sind oder technologisch überholt.
Man könnte jetzt hinterfragen, warum ich hier auf Mitarbeitersuche gehe und gleichzeitig den Job so mies mache. Das ist ja irgendwie kontraproduktiv. So gesehen stimmt das vielleicht, aber ich mache das so, weil ich keinen Mediengestallter*in oder Grafik-Designer*in suche. Ich suche eine/n Grafik-Arbeiter*in.
Jemanden, der versteht, dass ich zwar mit den neuesten technologischen Errungenschaften arbeite, aber trotzdem überblickt, dass die teure geile Effekt-Folie auf dem Auto nur wirklich stark aussieht, wenn man vorher den Dreck auf der Karosse beseitigt hat. Und jemand der begreift, dass ich noch so ein klasse Entwurf eines Aufklebers erstellen kann, wenn er schief geklebt oder geschnitten ist, sieht er einfach kacke aus. Und jemanden, der Ausdauer hat, auch mal Dinge zu bearbeiten, die nicht der kreativen Selbstverwirklichung dienen, sondern dafür gut sind, ein anständige Gehalt am Ende des Monats auf dem Konto zu haben.
Also, wenn DU jetzt in gewisser Weise fühlst, was hier steht, dann bist DU der/die Richtige. Wir sehen uns hoffentlich.
Ja, ja. Erst schreibe ich fast ein halbes Jahr gar nichts und jetzt dresche ich mit Neuigkeiten auf Euch ein. So ist das eben im Leben. Man könnte meinen, dass es daran liegt, dass die Tage wieder kürzer werden und langsam aber sicher die Kaminzeit wieder eingeläutet wird und somit die Schreiblust wieder etwas größer ist, als zu der Zeit, die wir in hellen Abendstunden lieber draußen vor der wärmeabstrahlenden Sandsteinmauer verbracht haben.
Ich bin ja auch heil froh, hier nur Autor eines halbwegs erfolgreichen Blogs zu sein und kein gestresster Influencer. Wenn ich mir jeden Tag irgendeinen Blödsinn einfallen lassen müsste, um nicht in Vergessenheit zu geraten und vorzugsweise damit sogar durch Werbepartnerschaften ein auskommen für das Leben erwirtschaften müsste, könnte sowas schon in absoluten Stress ausarten. Erst recht dann, wenn die Zweiminutensuppe, für die man zwangsweise werben muss, um über die Runden zukommen, einen derben Hautausschlag hinterlassen hat und eine unvergessliche Nacht auf der Klo mit sich brachte. Oder das neue Deodorant schlicht weg beim aufregenden Partnerkontakt versagt hat und man sich eine unangenehme Abfuhr einholt, anstelle einer ungezähmten, leidenschaftlichen Exkursion in einem fremden Schlafzimmer. So ein Influencer hat es wirklich nicht leicht. Da lob ich mir doch meinen Blog und die Stammleserschaft, die gechillt auf neue textliche Ergüsse von mir wartet oder diese dann in so unbeschreiblich schöner Unregelmäßigkeit liest, wie ich sie schreibe.
Es hat doch tatsächlich Vorteile, wenn man einfach nur sein Leben lebt und nicht zwanghaft Ruhm und Ehre einheimsen möchte und finanziell mit grafisch handwerklicher Arbeit sein Auskommen hat und nicht mit fiktiver Meinungsmache. Das bringt mir zwar nicht den Bekanntheitsgrad, aber die Möglichkeit mich ohne weitreichende Folgen über Kikoman und MonCheri zu beschweren (siehe Blogeintrag aus November 17 – mein Gott wie lange ist das schon her). Außerdem kann ich hier ganz frei raus mitteilen, dass ich bei einem wohl temperierten Einbecker Brauherren Pils am Rechner sitze und ein paar Zeilen schinde, ohne auf Feinheiten zu achten, ob ich nun die Marke nennen durfte oder diesen Eintrag als Dauerwerbesendung, Produktempfehlung oder gar Werbung deklarieren müsste. Ich krieg ja nichts dafür und besorge mir die Pfandkiste im heimischen Getränkemarkt. Selbst von den ausgerufenen Schenkungsaktionen der Brauerei bekomme ich kein Benefit, da ich es einfach leid bin Kaufbelege zu sammeln oder irgendwelche Online-Registrierungen vor zu nehmen.
Letztens gab es unverhofft an der Kasse des Getränkemarktes ein Flasche Ketchup gratis mit der grünen 20er Kiste des Gerstensaftes. Ich musste einige Zeit überlegen, was Ketchup mit Bier verbindet, aber es sollte wohl ein Fingerzeig in Richtung Grillparty assoziieren. Im Zeitalter, wo Grillkäse den Rost verklebt, auch nicht so ein überzeugendes Instrument für eine gelungene Werbemaßnahme. Vor allem wenn man schon von Kindesbein mit dieser Flasche Currygewürzzucker groß geworden ist und diese ausschlaggebend dafür verantwortlich war, im Chemieunterricht gut aufzupassen.
Zurück zu meiner Tätigkeit als Botschafter des deutschen Reinheitsgebotes. Wenn ich so weiter mache, steht vielleicht doch morgen oder übermorgen ein Sattelschlepper der Einbecker Brauerei auf meinem Hof und lässt zufällig mal eine Palette von der Ladebordwand rollen. Schließlich freut sich meine Frau schon sehr auf das bevorstehende Winterbock, was in der kalten Jahreszeit nicht so schön prickelt im Bauchnabel (na, weiß jemand welche Brauerei diese Nummer mit Bier im Bauchnabel gebracht hat, wo wir doch gerade im Werbesektor stöbern?), sondern es nach einer Flasche schon ganz ordentlich in den Synapsen zischt, was weit aus angenehmer ist, als so ein Rumgeplämper auf der Bauchdecke.
Tatsächlich bin ich, beeinflusst durch einen leichten Alkoholgehalt in meinem Blut, ein wenig davon ab gekommen, warum ich einen Blockeintrag verfassen wollte. Tja, so ist das manchmal, aber schön wars doch trotzdem und wer wissen will, was ich euch eigentlich mitteilen wollte, der schaut einfach noch mal in den nächsten Tagen vorbei.
Im Übrigen habe ich die Headline dieses Eintrages von einem Songtitel aus 1983 übernommen. Die Band Flatsch! hat schon damals, als das Internet noch ein Hirngespinst von in der Garage verbannten IT-Nerds war, ein vom Inhalt immer noch passenden Song über Werbung und deren vermeidliche Helden getextet und veröffentlich. Kaum einer wird die Band kennen, was nicht weiter tragisch ist. Aber wenn ich Euch erzähle, dass einer der Texter ein Teil des hessischen Komikerduo Badesalz geworden ist, wird es vielleicht klingeln. Und wenn ich jetzt aus den Nähkästchen plauder, dass ich die Band mal im Leine Domi in Hannover gesehen habe, könnt ihr wissen, dass ich echt nicht mehr der jüngste bin. Macht aber Spaß, den ausgefeilten Texten die Band zu lauschen und wer Lust hat, wird sie über Spotify oder vergleichbare Dienste sicherlich zu finden.
Muss ich jetzt eigentlich irgendeinen Verweis machen, dass ich unbezahlte Werbung für einen Titel einer Band mache, die es schon gar nicht mehr gibt?
Nach dem letzten Rentenbescheid haben wir uns nun doch entschlossen nicht in den Ruhestand zu gehen und voller Elan die Tage mit Arbeit zu begegnen. Wir feiern im Oktober schließlich den fünfjährigen Glashütten Bezug und Hand aufs Herz, an Rente hatten wir bei unserer Planung zu diesem Zeitpunkt nun wirklich noch nicht gedacht. Auch wenn nach unserem vierzehntägigen Sommerurlaub, gekoppelt mit einhergehenden Betriebsferien die Lust schon spürbar war, den Laden nicht wieder zu öffnen und lieber mit einer Flasche Rotwein den Gezeiten beim Kommen und Gehen zuzuschauen. Aber Aufgeschoben ist nicht aufgehoben und bei dem derzeitigen Stand auf dem Rentenkonto ist die Sache mit täglichen Rotweingenuss sehr va banque, wenn es denn nicht die Sorte aus dem TetraPack sein soll. Hilft also nichts, wir müssen noch ein bisschen arbeiten und ein paar Euro in die Kasse spülen.
Bestätig wurde der Entschluss zugleich durch einen Paketdienst oder vergleichbaren Streß behafteten Transporter-Fahrer, der heute im Laufe des Tages unser Firmenschild an der Auffahrt zu Glashütte deformiert hat. Nun muss ich ja gestehen, dass das Schild nach fünf Jahren in der täglichen Bewitterung durchaus in die Jahre gekommen war und ein leichtes Verblassen des noch alten Logos nicht von der Hand zu weisen ist. Aber gleich mit der kompletten Seite das Schild zu touchieren und sich klamm heimlichen mit einen m.E. nicht unerheblichen Lackschaden am Transportfahrzeug zu verpissen, stufe ich als unangemessen ein. Man hätte die Aluminiumverbundplatte doch durchaus ein weiteres mal mit einer neuen Kaschierung benutzen können. Gerade bei den nahezu täglich steigenden Preise für Plattenmaterialien, die uns von unserem Großhändler ins Haus flattern und er zwanghaft freundlich versucht diese irrsinnigen Preissteigerungen in irgendeiner Form zu erklären. Das neue Schild wird – sollte es nicht mechanisch beansprucht werden – wieder gute fünf Jahre halten, was den Entschluss noch weitere Jahre zu arbeiten festigt.
Nun werde ich also in mein nach fünf Jahren unaufgeräumtes Plattenlager gehen – gab es nicht eigentlich vor fünf Jahren den guten Vorsatz das Lager nicht einfach nur voll zu rammeln, sondern wohl sortiert und akkurat diesen Ort der Aufbewahrung zu nutzen? Werde dort nach längerer Suche und reichlichen Aussprüchen von derben Worten und Flüchen eine geeignete Platte finden und ein neues Schild mit nur wenigen Handgriffen erstellen und installieren. In der Hoffnung, dass der Verursacher weit aus mehr Probleme mit Handhabung des Schadens hat. Rein aus Gehässigkeit und der Tatsache bedingt, dass es sich einfach nicht gehört, Dinge zu beschädigen, die einem nicht gehören und sich mir nichts dir nicht vom Acker machen. Was gibt es doch unter uns Menschen für degenerierte, desolate Exemplare.
Thema Wechsel: Wir waren auf Messe! Kaum zu glauben, aber wir haben in der letzten Woche zwei Aufträge von einem Messebauer bekommen. Seit gut eineinhalb Jahren endlich wieder mal ein Auftrag aus dieser Branche. Dabei haben mir am Anfang der Pandemie ganz schlaue und gelehrte Menschen weiß machen wollen, dass Messen nun für Ewigkeiten der Vergangenheit angehören und alles komplett nur noch digital vermarktet wird und Präsents-Messen ein Relikt der Steinzeit sind. Tja, kann ich dazu nur sagen. Komisch. Wir bezahlen den Pizza-Bringdienst immer noch mit Bargeld, welches es eigentlich gar nich mehr geben soll, lesen massenhaft auf Papier gedruckte Bücher dessen digitale Pad-Version immer noch erstaunlich im digitalen Nirvana dümpeln und hören aus Vinyl gepresste Schallplatten, dessen Mengenabsatz sich in den letzten Jahren kontinuierlich im zweistelligen Wachstumsbereich bewegt.
Und wie war es? Es war eigentlich wie immer. Staubehaftete Anfahrt und unmotivierte Aushilfskräfte am Eingang zum Messegelände, die sich so richtig wohlfühlen ihre Macht auszuspielen, in dem sie gezielt langsam die immer länger werdende Schlange an Transportern und LKW abarbeitet, die für Materialnachschub auf dem Messeständen sorgen. Dazu das übliche Parkplatzproblem und ein Messestand an dem wir arbeiten sollen, der im Plan schon lange fertiggestellt sein soll, aber einfach nichts weiter als eine unaufgeräumte, unorganisiert Baustelle ist. Ich will nicht sagen, dass ich das vermisst habe, aber ich war erstaunlich gelassen über den vollkommen unveränderten Zustand bei einem Messeaufbau.
Lediglich sensibel war man, bei hustenden Engländern vom Nachbarstand oder sehr dichten, unausweichlichen Gedränge. Dazu die Tatsache nicht einmal auf den WC eine Handdesinfektion zu finden und bedingt durch das Bundesland, in dem wir gearbeitet haben, vollständig auf Masken zu verzichten, war schon ungewohnt. Es zeigt schon, dass eine Impfung für uns wichtig und richtig war, wenn wir auf diese Art von Aufträgen nicht verzichten wollen.
Unser Büro ist jetzt Testlabor. Hätte mir mal jemand erzählt, dass ich beruflich mit Wattestäbchen in der Nase popel, dem hätte ich eine steile Drogenkarriere bescheinigt. Nun ist es zwei mal die Woche Fakt und sogar staatlich verordnet. Also zumindest muss ich diese Corona-Schnelltests meinen beiden Mitarbeiter:innen zur Verfügung stellen. Mir steht natürlich nicht zu, das Ergebnis der Tests zu erfahren und zum Test zwingen, dass ich somit weitere Angestellte schützen könnte, darf ich auch nicht. Was ist jetzt also genau der Sinn in der Vorgabe des Arbeitsschutzgesetzes? Wer mag mir das mal erklären? Natürlich denken alle, dass wir als grafische Agentur schön im Homeoffice arbeiten können. Klar, bei einigen Projekten ist das machbar. Aber wer will schon ein Auto mit nach Hausen nehmen und es bei sich in der Garage beschriften?
Heil froh bin ich, dass wir kein Ladengeschäft mehr haben. Click and Meet, Click by Feet oder Meet and Greet. Keine Ahnung was wann zu welcher Uhrzeit, Jahreszeit oder Mondphase Gültigkeit hat. Wenn ich ein Kompaktpaket mit Haarschnitt anbiete, ist glaube ich alles möglich. Tatsächlich haben wir das kleine bisschen Privatkundengeschäft eingestellt. Lediglich drucken wir noch per Mail angelieferte Daten aus und verschicken sie per Post oder wir liefern sie sogar. Das ist nämlich erlaubt.
Letztens war ich auf einer großen Baustelle mit vielen Gewerken aus dem Handwerk. Ich wusste nicht, dass sich Handwerker nicht mit Corona infizieren können. Aber außer mir trug keiner eine Maske, obgleich Abstände nicht beachtet wurden. Also rundum nicht wirklich ein Wunder, dass die Zahlen nicht runter gehen und jeder einen Hund braucht, um die Ausgangssperre zu umgehen.
Neuland auch für mich, dass im Servicebereich – ich dachte immer Deutschland ist Serviceweltmeister – nicht besonders viel mehr läuft. Und es steigt in mir der Verdacht, dass sich ein wesentlicher Teil von Verwaltungsangestellten nun nicht nur gerne hinter ihrem Schreibtisch verstecken, sondern auch noch die Corona-Homeoffice-Kurzarbeiter-Karte ziehen und einfach nicht mehr in der Lage sind, die paar wenigen Arbeitsstunden vielleicht mal etwas ranzuklotzen. Mag sein, dass es jetzt ein paar Falsche trifft, dafür entschuldige ich mich schon mal im Vorfeld. Nur warum genau dauert jetzt eine Ummeldung eines Autos einen Monat?
Trübsinn blasen, einen Depri schieben und vermehrt freiverkäufliche Drogen konsumieren hilft, dass müssen wir feststellen, auch nicht. Somit versuchen ich mal ein paar positive Vibes in die Tastatur zu prügeln, da es in diesem Jahr eigentlich permanent Möglichkeiten gegeben hätte, lang und ausgiebig zu feiern, da sich einige Jubiläen jähren. Da uns aber die gesetzliche Grundlage hierfür fehlt, versuchen wir uns anders zu erfreuen. Zum 25-jährigen Betriebsjubiläum gab es also keine Party, sondern einen neuen Transporter. Der im Fuhrpark befindlich war zwar noch gar nicht so alt, aber die deutsche Wertarbeit hatte nach schlappen 80.000 Kilometern schon so viele kostspielige – und natürlich nicht mehr in der Garantie oder gar Kulanz befindliche Macken, dass er kurzerhand ausgetauscht wurde. Nun transportieren wir unsere Europaletten mit einem nagelneuen Model eines anderen Fabrikats und sparen in der monatlichen Belastung sogar noch Geld ein. Hätte ich mal früher drauf kommen sollen. Aber Autos – ich berichtete ja zeitnah darüber – sind für mich immer wieder Neuland. Ich habe es bislang auch verweigert, eine App des Fabrikats herunterzuladen und es mit dem Fahrzeug zu koppeln. Ich wollte mit dem Transporter fahren und kein Smartphone konfigurieren. Leider ist der neue Transporter weiß. Da muss ich mal eine Firma fragen, ob man den nicht folieren kann 😉
Neue Sachen zu haben, ist schon immer was feines. Es gibt da nur einen Bereich, bei dem ich sehr konservativ bin und auf Neuerungen verzichte. Um das zu bestätigen haben mein Frau und ich uns nach 25 Jahren neue Ringe schmieden lassen. Eine kleine Goldschmiede in Hameln hat uns überzeugt, etwas kreatives zu schaffen, was zu uns passt. Außergewöhnlich halt. Somit wurde nun der Reif am Ringfinger getauscht. Es war schon immer der Plan das alte Model zu ersetzten. Damals hatten wir es für 20 DM per Stück in einem alten Sammelsurium-Laden erworben. Das Geld war halt knapp zu der Zeit. Die Ringe haben uns eine lange Zeit begleitet. Nun gehen sie in den verdienten Ruhestand und es liegt an uns, weiterhin daran zu arbeiten noch mal 25 Jahre voll zu machen.
Einen ganz großen Schritt ins Neuland habe ich schon vor Corona gewagt. Geplant allerdings nur als hobbymäßigen Zeitvertreib. Ähnlich wie bei diesem Blog. Dass sich nun daraus viel mehr entwickelt macht mich ein wenig unsicher. Neuland halt. So wie damals der Schritt in die Glashütte. Schön, dass uns der gelungen ist. Das mir – und wieder war meine Frau nicht ganz untätig bei der Sache, auch wenn sie immer im Schatten steht – tatsächlich ein Vertrag ins Haus geflattert ist, hätte ich nicht im Leben erwartet. Aber mehr wird noch nicht verraten.
Ich darf es zu Hause nicht mehr erzählen, es hagelt Proteststürme und böse Worte, aber ich muss es ja mal los werden: Vor rund 52 Jahren hatten wir ähnliche Schnee-Zustände wie in den letzen Tagen. Vielleicht kann sich nicht jeder daran erinnern, auch ich kann nicht tatsächlich als Zeitzeuge vernommen werden, aber der Aussage meiner Mutter nach, hatte sie nicht unerhebliche Mühe zu meiner Entbindung aufgrund von heftigen Schneefällen und anhaltender Kälte ins Krankenhaus zu kommen, um einen weiteren Sohn – meine Wenigkeit – auf die Welt zu bringen. Und natürlich wird an dem Tage, an dem sich meine Geburt jährt immer sehr ausschmückend darüber berichtet, währenddessen sich meine Frau die Ohren zu hält.
Ich will auf dem Thema von früher nicht weiter herum reiten. Aber tatsächlich haben wir dieses Jahr Mitte Februar heftig mit Schnee und Kälte zu kämpfen. Wir sind hier im Steinkrug auch kein bisschen verschont geblieben und müssen über dreißig Zentimeter Schnee bewältigen. Nun gibt es nichts zu jammern, denn wir haben als Jahreszeit Winter im Kalender stehen und da darf es auch gerne schon mal schneien. Wir sind bloß ein bisschen verwöhnt, so dass uns die Mengen die Frau Holle zu uns geschickt hat, ein wenig (über)fordern.
Mit Schnee an sich habe ich überhaupt kein Problem. Ich liebe es, mit meinem Transporter über die fest gefahrene Schneedecke zu driften. Mein T5 ist dahingehend sehr zuverlässig und wühlt sich durch die Schneemassen. Aber wenn denn dann doch soviel Eiskristalle zu Boden fallen, dass es zur Herausforderung wird, überhaupt erstmal das Fahrzeug frei zu schaufeln, dann geht es schon ans Eingemachte.
Schon recht bedrohlich wurde die Lage am Mittwoch. Da war eigentlich schon mit Neuschnee alles gegessen. Aber auf dem Dachboden der Glashütte hatte sich durch den scharfen Ostwind jede Menge Schnee angesammelt, der durch die Dachziegeln geweht ist. Wir sprechen hier nicht von einer Menge von zwei, drei Eimern, die man schnell mal zusammenfegt und die Sache bereinigt, sondern von teilweise bis zu zehn Zentimetern Schnee, der auf dem Rauspund der Deckendämmung lag. Selbstredend habe ich den Zustand gleich dem Eigentümer der Glashütte gemeldet, jedoch wurde die Lage aufgrund der hohen Minustemperaturen, die ja nach wie vor vorherrschen, als nicht so dringlich erachtet. Dass uns aber in der Dringlichkeit die Deckenheizung für die Halle einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, hätte wohl keiner gedacht. Die uns wohltuende Wärme bringende Heizung an der Decke – ich habe über die Konstruktion schon bei den Baumaßnahmen ausführlich berichtet – hat leider den Schnee zum nicht unerheblichen Teil, trotz der verbauten Dämmung, soweit gebracht, dass er sich entschieden hat den Aggregatzustand von Eis zu Wasser zu verändern. Und das in kürzester Zeit. Wir hatten alle eher damit gerechnet, dass wir wegen der zweistelligen Minusgrade, doch ein wenig mehr Reaktionszeitraum hatten. Ende vom Lied war, dass am Mittwoch Morgen Wassereinbuch von der Hallendecke an verschiedenen Stellen zu vermelden war. Und das auch noch im Bereich, wo unsere Drucker stehen.
Es gab bisweilen nicht viele Momente, an denen ich gezweifelt habe, hier in der Glashütte das richtige Projekt für mein bzw. unser Leben begangen zu haben. Aber ich gestehe, dass ich ein Stück weit davor war alles hin zu schmeißen. Es gibt schönere Momente im Leben als morgens mit den Worten der Frau geweckt zu werden, dass es in der Halle von der Decke tropft.
Stand heute, Donnerstag Abend: Ein nicht unerheblicher Verbrauch von Strech-Folie, um alle Maschinen vor Tropfwasser zu schützen. Ein diffuse Menge an Rotwein, um die Nerven in Schach zu halten und ein sehr schnell und beherzt eingreifender Eigentümer, der umgehend Leute geschickt hat, um die Schneemengen über ein vom Dachdecker geöffnetes Dach zu entsorgen. Vielen Dank an dieser Stelle für die fleißigen Hände, die mit Schneeschaufeln auf dem Dachboden hantiert haben und für das umgehende Eingreifen des Verwalters der Glashütte.
Unterm Strich sind wir bislang glimpflich davon gekommen. Kein Maschinenschaden und ein Produktionsausfall von nur einem halben Tag, wenn man mal von der Schädigung der Leber durch übermäßigen Rotwein absieht. Aber leider ist es auch noch nicht ausgestanden. Zwar tropft jetzt nichts mehr, aber die Deckendämmung ist mit Sicherheit aufgrund der großen Wassermengen in Mitleidenschaft gezogen worden und muss ausgetauscht werden. Das Thema wird uns also noch ein bisschen beschäftigen.
Akut bleibt somit erstmal weiter die Schneeentsorgung im Außenbereich. Ich habe nichts gegen Schnee schippen. Ich mache das sogar ganz gerne. Problem stellte sich nun mehr aber wohin mit den ganzen Massen an weißer Pracht. Bei den Bergen, die sich bis jetzt aufgetürmt haben, gehe ich mal davon aus das wir bis weit in den März noch was davon haben werden.
Zumindest hat es heute, seit Freitag, mal wieder mit der Post geklappt. Endlich war die Zuwegung soweit befahrbar, dass die Paketdienste im Steinkrug wieder zugestellt haben. In der Briefpost war ein Kuvert meiner Mutter. Ob sie mich wohl an das Schneechaos 1969 erinnern möchte?
Hallo. Hier ist es das neue Jahr. Die Änderung der Jahreszahl ist das einzige Indiz dafür, dass sich was geändert hat. Sonst ist eigentlich alles beim Alten geblieben, wobei das natürlich nicht ganz richtig ist, denn beim „Alten“ bleiben würde ja bedeuten, dass ich keine Hochrechnung starten muss, um zu überlegen, ob meine Familie mich besuchen darf oder ich unangemeldet bei Freunden aufschlagen kann.
Mit anderen Worten, gleiten wir also weiter auf einer Spur der Verzweiflung nach der Suche nach Normalität. Ganz gleich ob privat oder geschäftlich. Wobei ich auf geschäftlicher Seite nicht unbedingt klagen kann, das muss ich fairer Weise dazu sagen. Wir haben das letzte Jahr ganz gut überstanden. Im Sommer habe ich noch von einem blauen Auge gesprochen, am Ende des Jahres ist es nur noch ein Veilchen.
Unsere bisweilen aktive Strategie, uns mit den Dienstleistungen aus unserer Hand recht breit aufzustellen, hat sich als „Rettung“ erwiesen. Wie oft habe ich darüber nachgedacht, dass eine Spezialisierung, zum Beispiel auf das Messegeschäft, deutlich mehr Effektivität bringt. Drei Kreuze mache ich heute, dass wir daran festgehalten haben, uns nicht zu spezialisieren, sondern weiterhin ein weit gefächertes Angebot für unsere Kunden bereit zu halten.
Wir haben halt den Vorteil, dass wir als sehr kleine Firma flexibel reagieren können. Unser Maschinenpark ist zwar nicht zu verachten, aber wir stehen einfach nicht an dem Punkt, dass wir so kalkulieren, dass Maschine XY täglich so und soviel Stunden mit Aufträgen bestückt werden muss, damit sich der Laden rechnet, was bedeutet, dass ich keine Bauchschmerzen bekomme, wenn der ein oder andere Drucker mal ein oder zwei Tage steht.
Anderen Geschäftszweigen geht es da bedeutend schlechter. Die Messebranche habe ich da ja grade angesprochen. Wobei auch hier bei vielen Unternehmen die Möglichkeit einer Umstrukturierung besteht. Ganz anders verhält es sich im Sektor der Kultur. Künstlerische Darbietungen für offenes Publikum kann man nicht neu oder anders strukturieren. Diese Veranstaltungen leben vom Dabeisein sein oder Mitmachen. Natürlich habe ich mir im letzten Jahr diverse Live-Stream Konzerte von größeren und kleinen Künstlern angesehen. Aber mal Hand auf’s Herz, wenn ich den Bass nicht spüre oder nicht fühle, wie Menschen in meiner Sitzreihe sich vor Lachen oder sonstiger Emotionen nicht mehr einkriegen, dann ist das durch ein technisch in mein Wohnzimmer generiertes Bild nicht zu ersetzten.
Es fehlt mir, mich einfach in einer Menge von gleichgesinnten Fans treiben zu lassen, mich vom Künstler oder Star ansprechen zu lassen und Musik/Kunst nicht nur visuell, sondern auch aktiv mitzuerleben. Ich möchte das nicht missen.
Um diesen „normalen“ Zustand weiterhin die Erhaltung zu sichern, wenn wir mit der Pandemie in zwar nicht absehbarer, aber erhoffter Zeit abgeschlossen haben, sehe ich es als zwingend Notwendig, diese Institutionen in dieser Zeit, ohne großen Hilfen von Seiten des Staates, zu unterstützten und am Leben zu erhalten. Mag sein, dass es nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist aber steter Tropfen höhlt den Stein und deswegen haben ich anstelle von Weihnachtskarten und Präsente für unsere Kundschaft das Geld ausgegeben, um ein paar Kulturschaffenden das überleben zu erleichtern. Nachahmung empfohlen auch ganz ohne den Aspekt von Christkind oder Steuererleichterung. Mal einen Zehner für die Kultur zu investieren, tut nicht weh, wenn man selber von der Krise nicht gebeutelt ist. Unsere Gaben gingen an die Sumpfblume in Hameln, den Kulturpalast in Hannover Linden und dem Bei Chez Heinz. Leider nur drei von hundert weiteren lohnenswerten Kulturinstitutionen, aber besser als nix.