Hallo. Hier ist es das neue Jahr. Die Änderung der Jahreszahl ist das einzige Indiz dafür, dass sich was geändert hat. Sonst ist eigentlich alles beim Alten geblieben, wobei das natürlich nicht ganz richtig ist, denn beim „Alten“ bleiben würde ja bedeuten, dass ich keine Hochrechnung starten muss, um zu überlegen, ob meine Familie mich besuchen darf oder ich unangemeldet bei Freunden aufschlagen kann.
Mit anderen Worten, gleiten wir also weiter auf einer Spur der Verzweiflung nach der Suche nach Normalität. Ganz gleich ob privat oder geschäftlich. Wobei ich auf geschäftlicher Seite nicht unbedingt klagen kann, das muss ich fairer Weise dazu sagen. Wir haben das letzte Jahr ganz gut überstanden. Im Sommer habe ich noch von einem blauen Auge gesprochen, am Ende des Jahres ist es nur noch ein Veilchen.
Unsere bisweilen aktive Strategie, uns mit den Dienstleistungen aus unserer Hand recht breit aufzustellen, hat sich als „Rettung“ erwiesen. Wie oft habe ich darüber nachgedacht, dass eine Spezialisierung, zum Beispiel auf das Messegeschäft, deutlich mehr Effektivität bringt. Drei Kreuze mache ich heute, dass wir daran festgehalten haben, uns nicht zu spezialisieren, sondern weiterhin ein weit gefächertes Angebot für unsere Kunden bereit zu halten.
Wir haben halt den Vorteil, dass wir als sehr kleine Firma flexibel reagieren können. Unser Maschinenpark ist zwar nicht zu verachten, aber wir stehen einfach nicht an dem Punkt, dass wir so kalkulieren, dass Maschine XY täglich so und soviel Stunden mit Aufträgen bestückt werden muss, damit sich der Laden rechnet, was bedeutet, dass ich keine Bauchschmerzen bekomme, wenn der ein oder andere Drucker mal ein oder zwei Tage steht.
Anderen Geschäftszweigen geht es da bedeutend schlechter. Die Messebranche habe ich da ja grade angesprochen. Wobei auch hier bei vielen Unternehmen die Möglichkeit einer Umstrukturierung besteht. Ganz anders verhält es sich im Sektor der Kultur. Künstlerische Darbietungen für offenes Publikum kann man nicht neu oder anders strukturieren. Diese Veranstaltungen leben vom Dabeisein sein oder Mitmachen. Natürlich habe ich mir im letzten Jahr diverse Live-Stream Konzerte von größeren und kleinen Künstlern angesehen. Aber mal Hand auf’s Herz, wenn ich den Bass nicht spüre oder nicht fühle, wie Menschen in meiner Sitzreihe sich vor Lachen oder sonstiger Emotionen nicht mehr einkriegen, dann ist das durch ein technisch in mein Wohnzimmer generiertes Bild nicht zu ersetzten.
Es fehlt mir, mich einfach in einer Menge von gleichgesinnten Fans treiben zu lassen, mich vom Künstler oder Star ansprechen zu lassen und Musik/Kunst nicht nur visuell, sondern auch aktiv mitzuerleben. Ich möchte das nicht missen.
Um diesen „normalen“ Zustand weiterhin die Erhaltung zu sichern, wenn wir mit der Pandemie in zwar nicht absehbarer, aber erhoffter Zeit abgeschlossen haben, sehe ich es als zwingend Notwendig, diese Institutionen in dieser Zeit, ohne großen Hilfen von Seiten des Staates, zu unterstützten und am Leben zu erhalten. Mag sein, dass es nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist aber steter Tropfen höhlt den Stein und deswegen haben ich anstelle von Weihnachtskarten und Präsente für unsere Kundschaft das Geld ausgegeben, um ein paar Kulturschaffenden das überleben zu erleichtern. Nachahmung empfohlen auch ganz ohne den Aspekt von Christkind oder Steuererleichterung. Mal einen Zehner für die Kultur zu investieren, tut nicht weh, wenn man selber von der Krise nicht gebeutelt ist. Unsere Gaben gingen an die Sumpfblume in Hameln, den Kulturpalast in Hannover Linden und dem Bei Chez Heinz. Leider nur drei von hundert weiteren lohnenswerten Kulturinstitutionen, aber besser als nix.
Frohes Neues.