13.08.20 Anna

Hurra, hurra die Post ist da. So haben wir die letzen Jahre hier im Steinkrug verbracht. Drei, vier Tage lang kein Briefausträger in Sicht und dann die geballte Ladung an einem Tag. Mittlerweile ist das Schnee von gestern, denn ein neuer Post-Fahrer hat unseren Bezirk übernommen und seit dem klappt es ganz prima mit der Zustellung von Briefen und Paketen und auch die Mitnahme unserer frankierten Geschäftspost funktioniert, auch wenn wir noch in der glücklichen Lage sind im Steinkrug über einen Briefkasten zu verfügen, der sogar regelmäßig geleert wird. Nun muss der junge Briefbote noch lernen, dass der Vormieter seit fast zehn Jahren hier nicht mehr zugegen ist und dass wir keinen Wert auf die eingeworfene Werbung für den damaligen Gartenbaubetrieb haben. Vor allem nicht, wenn in diesen großen Umschlägen immer nur linke Musterhandschuhe für Gartenbau-Interessierte mitgeliefert werden und nie ein komplettes Paar.

Einige oder besser gesagt nur Probleme haben wir mit einem Paket-Dienst. Nun möchte ich hier keine Anekdoten über Paketzustellung berichten. Davon gibt es ja nun wirklich Unmengen kurioser Berichte im Netz. Mir geht es da eher um die umgekehrte Paket-Dienstleistung. Wir versuchen seit März diesen Jahres Business-Kunde eines Paketdienstes zu werden, der unsere Pakete, welche wir an unsere Kunden und Besteller versenden möchten, bei uns abholt und ordnungsgemäß zustellt. Best möglicher Weise sogar in dem Zeitraum zustellt, den wir für das Paket vorgesehen haben, um es beim Namen zu nennen: Express.

Nun sind wir keine Viel-Versender. Soll heißen, wir haben vielleicht ein Versandaufkommen von 10 bis 20 Paketen im Monat. Damit sind wir natürlich auch nicht der attraktivste Kunde. Aber es gibt Paketdienste, die diese Kleinkunden wie mich kategorische ablehnen und es gibt welche, die trotz meines geringen Sendevolumens ihre Dienstleistung für mich bereitstellen. Dass ich als Kleinkunde nicht die besten Konditionen bekomme, ist selbstredend. Das ist mir aber relativ gleichgültig, denn die Alternative für mich besteht darin, jedes Paket in das Nachbardorf zur Postfiliale zu kutschieren und dass kostet meine Zeit und wirtschaftlich gesehen somit auch Geld. So nehme ich also einen höheren Paketpreis gerne in Kauf, wenn die Pakete aus meiner Firma abgeholt werden. 

Und jetzt kommen wir zu Theorie und Praxis: Der besagte Paketdienst ist sehr bemüht, mich als Kunden zu gewinnen. Nach meiner Anmeldung als Business-Kunde per Internetkontaktformular erhalte ich schon innerhalb von nur drei Stunden eine Rückmeldung per Telefon, womit ich nun wirklich nicht gerechnet habe. 24 Stunden später verfüge ich über eine personalisierte Preisliste, einen Online-Zugang zum Business-Portal, wo ich meine Pakete zur Abholung anmelden kann und nach weiteren 24 Stunden erreicht mich ein Paket mit hilfreichen Versandutensilien, wie ein Maßband, Versandaufkleber, Express-Paket-Band etc. Alles in allem sehr vorbildlich und super professionell. 

Ich mache es kurz und bringe es auf den Punkt: Es funktioniert nicht. Meine Sachbearbeiterin heißt Anna. Sie ruft aus dem Süden Deutschlands bei mir an und ist sehr bemüht mich bei Laune zu halten und mich als Neukunden nicht zu verlieren. Eigentlich tut es mir schon richtig leid um Anna. Sie gibt wirklich alles und würde meine Frau nicht zusammen mit mir im Büro sitzen und das Desaster der Paketabholung täglich mitbekommen, würde sie meinen, dass Anna eine vermeintliche Nebenbuhlerin sein könnte, so oft, wie ich sie am Telefon habe. Anna versucht aus ihrer Zentrale irgendwo bei Nürnberg alle Register zu ziehen, den beauftragten Subunternehmer für unseren Sektor dahingehend zu motivieren, bei uns in der Glashütte Pakete abzuholen. Leider nahezu erfolglos, denn die Quote für eine abgeschlossene Transaktion im Sinne von Abholung und Zustellung eines stink normalen Paketes ist mittlerweile bei gerade mal 20% angelangt, was für einen zuverlässig auftretenden Paketbeförderer mehr als nur ein Armutszeugnis ist. 

Bekanntlich haben wir jetzt August und es ist nur Annas Beharrlichkeit zu verdanken, dass ich weiterhin gewillt bin Pakete mit diesem Dienstleister zu versenden. Aber Reaktionszeit von 5 bis 7 Tagen zur Abholung eines Paketes sind inakzeptabel, das weiß auch Anna.

Nun habe ich mir eine große Verpackungseinheit von Paketmarkern der Post geholt. Somit unterstütze ich den im Nachbarort gelegenen Schreibwarenladen mit Postfiliale, denn irgendwie müssen die angesammelten Pakete ja mal rechtzeitig zu den Kunden. Die glauben derzeit auch schon, dass ich nicht ganz richtig ticke, wenn ich mal wieder erzähle, dass besagter Paketdienst die Sendung nicht abgeholt hat. Der lieben Anna bleibe ich aber auch treu. Wir mailen täglich. Immer wenn ich ein Paket versenden möchte, melde ich es im Online-Portal ordnungsgemäß an. Definiere den Abholtermin und wird dieser nicht eingehalten, schreibe ich Anna eine E-Mail – ein sogenanntes Ticket – mit meiner Beschwerde über die Nichtabholung und versende das Paket Tags drauf mit der Post. 

Bald brauche ich wieder Nachschub von diesen Paketscheinen der Post. Und Anna hat sich jetzt seit einigen Tagen nicht mehr bei mir gemeldet… Ich will nicht hoffen, dass sie sich auf den Weg nach Hannover gemacht hat, um den Subunternehmer für meinen Sektor mit der bei Ebay ersteigerten Kalaschnikow etwas Nachdruck zu verleihen, meine Sendungen im Namen des Paketdienstes schleunigst abzuholen und zu transportieren. Wenn ihr also mal irgendwo eine Frau seht, die einen Sprinter mir roter Aufschrift mit Waffengewallt bedroht, dann lasst Anna das mal in Ruhe durchziehen, damit sie besser schlafen kann und wir unsere Pakete abgeholt bekommen. 

Kontaktlose Übergabestation für Pakete – auch für Abholer