16.09.16 Klar.

Niedersachsen hat einen neuen Slogan. Klar. Einfach nur: Niedersachen. Klar. Vier Buchstaben und ein Punkt.

Und schon geht es los. Es wird gewettert und berichtet wie teuer diese ganze Kampagne war und keiner ist sich zu schade die Kommentar Funktion bei berichtenden Nachrichtenseiten zu nutzen und ordentlich hau drauf zu geben. Vorab: Ob Niedersachsen nun unbedingt schon wieder einen neunen Slogan gebraucht hätte oder nicht, möchte ich mal dahin gestellt lassen. Das hat aber auch nicht mal eben spontan eine Person im Amt entschieden, sondern ein für diesen Bereich zuständiges Gremium, dass bemüht ist, dass Land Niedersachen in Deutschland und Europa gut zu präsentieren.

Von 350.000 Euro ist die Rede. Fehlt nur noch, dass man ausrechnen würde, was jeder Buchstabe gekostet hat. Wir sind aber ja keine Redakteure, die nach Zeilen bezahlt werden, sondern Kreative. Bei uns zählt nur die Idee und die darf auch mal kurz und knapp sein oder wer kennt eigentlich den früheren Niedersachen-Slogan? Das dieser Betrag sich außerdem in ganz viele Unterpunkt verteilt, die mit der eigentlichen Kreativarbeit gar nichts zu tun haben, wird natürlich nur beiläufig im letzt möglichen Abschnitt der Berichterstattung erwähnt..

Wer ein wenig nachdenkt, wird schnell dahinter kommen, dass egal ob ich einen Satz oder ein Wort für einen Kunden entwickelt habe, ein langer Denkprozess und in der Regel auch viele Leute dahinter stecken, die sich über lange Zeit damit beschäftigen. Die ja auch nicht nur einen Vorschlag machen, sondern sich ganz bestimmt auch weitere Slogans ausgedacht haben und jeden einzelnen Entwurf fein säuberlich recherchiert, kontrolliert und konzeptioniert haben. Das ganze sind nicht Arbeitsprozesse von ein, zwei Stunden, sondern geht über Wochen oder gar Monate.

Hinter diesen Arbeitsprozessen stecken viele Menschen, die das Recht haben, für Ihre (Denk-)Arbeit angemessen bezahlt zu werden und Hand auf Herz, welcher Arbeitgeber, welcher Agenturchef oder auch welcher Leiter eines Grafik Büros (so einer wie ich) steht nicht morgens auf, um mit seiner Arbeit Geld zu verdienen und was bitteschön ist daran so verwerflich, wenn der Kunde bereit ist, dieses Geld auch auszugeben.

Der einzige Wermutstropfen, den ich sehe, ist, dass der Auftrag an eine Agentur aus NRW vergeben wurde. Hier hätte man schon ein bisschen mehr darauf achten können, dass der Etat im Lande bleibt. Aber vielleicht waren die Agenturen aus Hannover und dem Lande etwas zu teuer.

Aber eines muss ich noch los werden: Ein typische Kommentar, der zu lesen war und der mich ein klein wenig aufregt, kam von einem Grundschullehrer – was jetzt kein Angriff auf diesen Berufsstand darstellen soll !!! „Das hätte ich mit meiner Grundschulklasse auch hin bekommen“.

Dann mach es doch! Warum kommst Du schlauer Grundschullehrer nicht auf die tolle, kreative Idee mit deiner Klasse mal einen Slogan für deine Schule zu entwickeln, wenn das alles so einfach ist und eben in einer Unterrichtsstunde abzuwickeln ist. Deine Schulkinder würde es freuen, wenn Du nicht immer nur den schnöden Lehrplan abarbeitest.

Ist doch genau so wie mit der Kunst. Aber bevor ich jetzt vom hundertsten ins tausendste komme und noch über den Weltfrieden philosophiere, fahre ich lieber mal an die Glashütte und schau mal was die Zimmerleute so machen.