16.11.20 Mäusepippi

Montage gehören oft zu den blöden Tagen. Das tut mir für den Montag schon ein wenig leid, dass er für solche Sachen nur zu oft herhalten muss, aber es wird wohl am meist gechillten Wochenende liegen, dass man Montag einfach nicht so richtig auf dem Damm ist oder vielleicht auch etwas dünnhäutiger. Da haben es der Dienstag und die Folgetage schon ein wenig einfacher. Da ist man einfach schon etwas abgestumpfter. Nur selten kann aber ein Montag auch lustig sein. Eher regt er zum Nachdenken an. 

Montag Morgen den Firmentransporter in die Werkstatt zur Inspektion zu bringen, werde ich in Zukunft genauer überdenken. Eine Inspektion ist nicht überlebensrelevant für ein Fahrzeug, dient dieser einprogrammierte Intervall doch mehr als lukratives Zubrot für entsprechende Wartungsbetriebe. Man wiegt sich aber mit der regelmäßigen Wartung eines Autos in Sicherheit und man möchte gerne einen Stempel in sein Service-Heft haben, weil man der Meinung ist, mit diesem Siegel eine Verlängerung der Lebenszeit für das Fahrzeug zu erwirken. Da ich wohl auch so ticke, habe ich sogar einen Werkstatt-Termin mit 18 Tagen (in Worten achtzehn) Vorlaufzeit in Kauf genommen.

Nun bin ich kein Mensch, der besonderen Wert auf sein Fahrzeug legt. Es ist ein Gebrauchsgegenstand. Fahrtüchtig und sicher muss es natürlich sein, aber ich verzichte darauf, es nach jedem Regenguss abzuledern und mir meine Samstage mit der Reinigung des Innenraums zu verderben. Zugemüllt ist mein fahrbarer Untersatz aber auch nicht. Vielleicht liegt mal eine (leider) leere Tüte Kaubonbons in der Ablage oder es steht noch ein (leider) leerer Einwegkaffeebecher im Getränkehalter. Es gibt aber keinen Grund sich in irgendeiner Form zu ekeln, die drei Sitzplätze in der Fahrerkabine zu benutzen und es stinkt auch nicht. Schon gar nicht nach Mäusepippi. Aber dazu später.

Was Autos angeht bin ich auch ein absoluter Looser der Männerwelt. Ich verspüre kein Bedürfnis mit ölverschmierten Händen kopfüber im Motorraum eines Autos zu stecken. Ich habe auch kein Interesse mir Felgen auszusuchen oder mit irgendwelchen Gimmicks mein Vehicle zu pimpen. Nur damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich weiß wie ein Motor funktioniert und ich kann ein Diesel vom Benziner unterscheiden. Schließlich habe ich in meiner Ausbildung mehrere Wochen einen DEULA Lehrgang besucht. Radwechsel oder mal die Beleuchtung des Anhängers checken ist kein Problem. Aber ich habe einfach keine Lust dazu! Es nervt mich. Jeder hat in der Schule gelernt einen Strich mit einem Lineal auf das Blatt Papier zu bekommen und doch gibt es Menschen in meinem Umfeld, die es nicht hinkriegen, weil sie einfach keinen Sinn darin sehen etwas gerade zu unterstreichen, so als kleines Gegenbeispiel.

Ich schweife ab. Jetzt mal zum Punkt. Der Transporter hatte schon seit dem letzten Jahr einen kleinen Wassereinbruch auf der Beifahrerseite. Es rannen bei Regenwetter ein paar Tropfen in den Fußraum. Nicht erkennbar, woher dieses Wasser nun eigentlich kam. Bei der letzten Inspektion hatte ich diesen Missstand angemerkt, bekam jedoch die unbefriedigende Antwort, dass da nichts zu finden sei und wohl im Handschuhfach mal ein Getränk oder ähnliches ausgelaufen sein musste. 

Also meine Frau und ich sind seit fast dreißig Jahren zusammen und die Anzahl an Geheimnissen, die man so mit sich trägt, sind überschaubar. Auf jeden Fall zählt nicht dazu, dass einer von uns Beiden – und nur wir fahren dieses Auto – heimlich im Auto trinkt und dabei auch noch was verschüttet oder gar im Handschuhfach (der sauberste Ort des ganzen Fahrzeuges, da immer verschlossen) Getränke lagert. Somit war diese Fehlerdiagnose eher aus der Riege: „Keine Ahnung, aber das sag ich natürlich nicht, weil ich ja der Fachmann hier bin“. Ich habe nicht weiter nachgehakt und den ganzen Sommer über war es warm und trocken und kein Rinnsal im Fußraum zu orten. 

Zum neuen Inspektionstermin 2020 am heutigen Montag, hatte ich einen kleinen Zettel geschrieben, auf dem Sachen vermerkt waren, die ich gerne bei der Inspektion von Fachleuten behoben haben wollte. Die aus drei Punkten bestehende Liste, die ich aufgrund der Corona-Situation zusammen mit dem Schlüssel und Fahrzeug nur abgegeben wollte, um meine Kontakte möglichst übersichtlich gering zu halten, bestand aus den Bitten (das Wort hatte ich tatsächlich auf das Blatt Papier geschrieben): Fahrer-Tür quietscht beim Schließen, Wischwasser bitte auffüllen (ich weiß wie das geht, aber siehe oben) und Feuchtigkeit auf Beifahrerseite prüfen. 

Für meine kontaktarme Übergabe des Fahrzeuges erntete ich Unverständnis, wollte man doch gemeinsam mit mir Zeit am Auto verbringen und alles bis in Detail besprechen. Das ist vielleicht besonders servicefreundlich und manch ein Rentner nimmt diesen Zeitvertreib liebend gern an. Mein Interesse an Autos ist aber siehe oben und außerdem ist das ein Transporter, der meine Selbständigkeit, dank einer Fahrzeugbeschriftung, signalisiert und damit vielleicht auch im entferntesten die Information, dass ich mein Geld nicht damit verdiene, unter ein Auto zu gucken. Das wäre doch gleichzusetzen damit, dass ich jedem Kunden, der bei mir was drucken lässt, erstmal einen kleinen Einblick in die Technik des Vierfarbdruckes gebe und die Vorzüge meiner 9-Farben Druckmaschine erkläre, die einen weit größeren Farbraum hat, als herkömmliche Maschinen, was wiederum vielen meiner Kunden scheißegal ist, denn sie wollen einfach nur – und das möglichst schnell – etwas gedruckt haben.

Dass ich mir mit meiner kleinen handschriftlichen Wunschliste selbst ins Knie geschossen hatte, merkte ich, als ich zur vereinbarten Zeit meinen Transporter wieder aus der Werkstatt holen wollte. Es folgte ein Meisterstück zur Steigerung von Kundenzufriedenheit. Da ich die Frechheit besaß (es tut mir leid es so zu sagen zu müssen, aber es kam wirklich so rüber) einfach so den Auftrag um die Punkte auf dem Zettel zu erweitern, was es unmöglich werden ließ, die Inspektion pünktlich zu beenden. Ich böser Kunde ich. Dass die Inspektion auch ohne meine Sonderwünsche noch gar nicht fertig war, stellte sich erst in einem etwas hitzigen Gespräch heraus, welches ich hier nicht wiedergeben möchte. Bis auf die Aussage, die mich zum Titel dieses Blog-Eintrags verleitet hat: 

Die Tropfen im Fußraum könnten Mäusepippi sein. Die würden so riechen. Könnte sein, dass sich eine Maus im Luftfilter eingenistet hat. 

Das muss man sich mal so auf der Zunge zergehen lassen. Mäusepippi. Leute, ich bitte Euch. Schon mal die Nase in einen Käfig gehalten – und was anderes ist die Fahrerkabine des Transporters nun auch nicht – in dem Mäuse leben und der mal so zwei, drei Wochen nicht sauber gemacht wurde? Mein lieber Herr Gesangsverein, was habe ich mit meiner Frau gelacht – ihres Zeichens Tierarzthelferin hat sie mit diesen Gerüchen schon oft zu tun gehabt. Und ehrlich. Ich wäre nicht mal mehr mit dem Auto zur Werkstatt gefahren ohne es grundlegend zu dekontaminieren, wenn es nach Mäusepisse im Auto stinken würde. Ich wohne zwar am Wald, aber ich bin nicht blöd und kann es gar nicht leiden, wenn man mir so kommt. 

Ende vom Lied war, dass ich ohne meinen Transporter vom Hof gegangen bin und ihn erst vier Stunden später abholen konnte. Der Wassereinbruch ist nicht erkundet, dafür bräuchte man das Fahrzeug mal so zwei, drei Tage um zu sehen wo es her kommt.

Um meine Unzufriedenheit, die hauptsächlich darin besteht, dass ich nicht informiert wurde, dass das Fahrzeug zum vereinbarten Termin nicht zur Abholung bereit war, in etwas Konstruktives zu wandeln habe ich kostenfrei eine kleine Lehrstunde in Sachen Kundenkommunikation erstellt, die auf dem heutigen Tag basiert.

Wenn ein Fehler passiert oder ein Termin nicht gehalten werden kann – und das kann immer passieren, dass sieht bei uns nicht anders aus – gilt folgendes für Mitarbeiter zu beachten (klingt Oberlehrerhaft, aber eigentlich schon schade, dass man es in der heutigen Zeit überhaupt noch kund tun muss):

  • Kommuniziere mit dem Kunden!
  • Suche nach einem Weg die Sache ins Reine zu bringen!
  • Lass niemals den Kunden die Lösung suchen (Der sucht nämlich nicht lange, sondern entscheidet sich in Zukunft für einen anderen Dienstleister.).
  • Erzähle nicht dem Kunden von personellen Problemen (Bei einer Terminvergabe mit einer Laufzeit von über vierzehn Tagen, ist das für den Kunden nicht nachvollziehbar, auch wenn es vielleicht gerade so ist).
  • Suche nie einen Schuldigen, der nicht greifbar ist und schiebe die Schuld schon gar nicht auf den Kunden.
  • Erkläre dem Kunden als Mitarbeiter nicht, dass die Chefetage falsche Entscheidung getroffen hat (Ich kann zwar auch nicht verstehen warum man Kurzarbeit anberaumt, wenn was zu tun ist, aber in meinem Beisein die Autorität des Chefs zu untergraben, ist schon echt ein Hammer).
  • SEI EINFACH EHRLICH!

Ich bin echt nicht schnell aus der Ruhe zu bringen. Aber bei dieser Serviceglanzleistung ging selbst mein Blutdruck in die Höhe. Ich bin kein Mensch der laut rumschreit. Aber ich bin einer der schreibt und das ist viel schlimmer. Das verhallt nicht, das bleibt!

Morgen ist Dienstag. Der hat es wieder gut, denn der Montag hat mal wieder alles abgekriegt. Wir sollten in Zukunft erst Dienstag die Woche beginnen, um den Montag zu schonen. 

Mäusepippi? Das muss eine große Familie sein, die da im Transporter haust.

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