16.12.20 ZUR LAGE DER NATION

Angie spricht erst zum Ende des Jahres zu uns, da aber aufgrund von eingeschränkten sozialen Kontakten ein gewisser Redebedarf bestehet, tue ich dieses heute schon zu meiner kleinen aber steig wachsenden Fangemeinde. Damit sei auch gleich mal ein Dank gerichtet, an alle, die meinen Block schon seit vielen Jahren verfolgen oder auch erst vor kurzer Zeit dazugestoßen sind.

Wir nähern uns wieder der Zeit, in der ich verstärkt die Funktionsfähigkeit meiner Feuerlöscher überprüfe, denn ich bin ein Freund von echten Kerzen auf dem Adventskranz und auch am Tannenbaum. Letzteren habe ich dieses Jahr zum ersten mal aus einer regionalen Mischkultur (!) selber geschlagen. Nachdem unsere Versuche der Jahre zuvor leider gescheitert sind, einen lebenden Baum nach dem Weihnachtsfest wieder auszuwildern. Also haben wir uns entschieden einen Baum aus dem Deister selber zu ernten. Wir haben ein kleines Familienevent daraus gemacht. Darf man ja in der heutigen Zeit eigentlich gar nicht mehr kund tun, aber da wir es unter freiem Himmel, mit ausreichend Abstand und sogar Maske gemacht haben, muss ich einfach kein schlechtes Gewissen haben und darf es auch veröffentlichen. Seltsame Zeit, in der man sich rechtfertigen muss, mit seiner Familie in Kontakt zu treten.

Der angeordnete Lockdown bringt vielleicht wieder ein wenig Ruhe in die Bevölkerung oder sage ich dass nur, weil ich dieses Jahr schon so gut wie alle Geschenke beisammen habe? Normalerweise gehöre ich ja auch zu den Käufern, die froh sind, dass am 24.12. die Geschäfte noch geöffnet haben. Anscheinend hatte ich es aber dieses Jahr im Pippi, so dass ich mit meiner Frau schon Anfang des Monats, an einem Montag Morgen um 10 Uhr, zum Weihnachts-Shoppen aufgebrochen bin, um unsere Liebsten mit Überraschungen zu versorgen. Sehr befremdlich fand ich die schon Montag Mittag entstandene lange Schlange vor dem Apple-Store in der Innenstadt von Hannover. Also ich arbeite seitdem es Computer gibt mit Apple. Mein erste eigener Mac hatte schlanke 5 MB RAM und eine unglaubliche Festplatte von 120 MB. Das Höllengerät hat damals knappe 10.000 DM gekostet, inklusive dem 14 Zoll (!) Farbmonitor. Auch wenn ich dem Betriebssystem treu geblieben bin, und mittlerweile auch andere Geräte von Apple besitze, ich habe dafür noch nie in einer langen Schlage in einer unromantischen, häßlichen Fußgängerzone im regnerischen Hannover gestanden. Was machen die da alle und vor allem was wollen die da in diesem Shop kaufen? Die Anzahl der Produkte, die diese Firma auf den Markt bringt ist ja relativ überschaubar oder habe ich was versäumt? Vielleicht kann ich es aber auch nicht verstehen, da ich diese Technologie nie als Statussymbol gesehen habe, sondern eher als Mittel zum Zweck und der einzige Grund ein Besuch im Apple-Store darin bestand irgendein Kabel zu besorgen, welches seinen Geist aufgegeben hat und durch kein anderes herkömmliches Kabel ersetzt werden kann, weil das nun mal die Apple Kundenbindungsstrategie ist. 

Seit Frühjahr ist ja alles anders geworden, was ein Jahresrückblick zur Vorweihnachtszeit irgendwie schwierig gestaltet. Denn alles war anders und jeder wartet eigentlich nur darauf, dass alles wieder so wird, wie es einmal war. Das es nicht so kommen wird, daran mögen wir einfach noch nicht glauben. Das wir uns daran gewöhnen werden, halte ich aber für wahrscheinlich. So sind wir Menschen eben. Gewöhnungstiere. Wobei das nicht immer ganz zutrifft. Besonders nicht bei den Fällen, bei dem ich ernsthaft glaube, dass der Corona-Virus nachhaltig auf das Hirn geht. An solche Situationen kann und will ich mich einfach nicht gewöhnen. Mal im Ernst: Warum kommt zum Beispiel seit Corona immer ein unfreundlicher Herr mit seinem Auto mit Bochumer Kennzeichen und stellt sich unvorteilhaft auf den schmalen Waldpfad gleich neben unsere Zufahrt in den Weg, um im Wald Joggen zu gehen, wobei der großräumige Parkplatz keine hundert Meter entfernt ist? Es kann nicht daran liegen, dass er schlecht zu Fuß ist, was ich ja noch ansatzweise verstehen könnte. Ist das hier ein „Drive In Wald“?. Ist scheinbar ein neuer Trend, sollte man als Waldbesitzer eine Vermarktung in Betracht ziehen, wo doch mit Borkenkäfer befallenem Holz kein Blumentopf mehr zu gewinnen ist. 

Auch der nahe gelegene Waldkindergarten wird mir immer suspekter. Müssen Kinder immer schreien und kreischen. Ja, klar sie sollen dass. Keine Frage. Ich bin der Letzte der was gegen Kinderlärm sagt. Aber hat das nicht auch etwas mit Respekt der Natur gegenüber zu tun? Ist es nicht selbstverständlich, dass ich mich mitten im Wald etwas ruhiger verhalte, weil ich eben nur Gast dort in der „Wildnis“ bin und den eigentlichen Bewohnen nicht in die Quere kommen will. Ist es nicht sinnvoll im Kindesalter schon so etwas wie „Miteinander“ zu lehren und nicht permanent auf die freie Entfaltung von Grenzen suchenden Zöglingen zu pochen? Ist das nicht der Grundstein den man legt, damit man wieder eine Generation heranwachsen lässt, bei der Rücksicht nicht politisch durch Corona Sanktionen vermittelt werden muss, sondern wieder als Selbstverständlichkeit wahrgenommen wird? 

Damit kommen wir unweigerlich wieder zum Anfang des Eintrags. Was soll Angie uns eigentlich bei Ihrer Neujahresansprache großartiges sagen? Ich habe ihr ja schon alles vorweg genommen. Sorry Angie. Damit bleibt ihr nur die Zusammenfassung meiner geschriebenen Worte, was darauf hinausläuft, dass sie sagen wird, wie schwer der Verzicht an sozialen Kontakten ist. Sie wird an unsere Vernunft und an unser Gewissen, Geduld und Einsicht appellieren. Ist nichts Falsches dran und Corona ist keine politische Erfindung. Und vielleicht sollte ich Bundeskanzler werden… oder nicht so viel Rotwein trinken. 

Frohes Fest. 

Regionaler Tannenbaum im Baumwollnetz !

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