Wir sind gesund! Das ist mal die gute Nachricht des heutigen Tages und dafür muss man auch mal Dankbarkeit zeigen. Das gesunde Denken einiger Mitmenschen im Bereich von Gewerbetreibenden scheint jedoch ein wenig in Mitleidenschaft geraten zu sein. Fairer Weise kann man aber dafür nicht den Corona-Virus verantwortlich machen. Ich würde das eher als eine Hauptsache-Ich-Überlebe- Erkrankung bezeichnen.
Wir hatten heute eine regionale Anfrage zur Fertigung von Fußbodenaufklebern. Wie ihr sicherlich alle schon mitbekommen habt, dürfen ab Montag ja wieder so einige Geschäfte öffnen. Es macht mir den Eindruck, dass bei einigen Ladeninhabern diese Nachricht sehr überraschend gekommen ist und man nicht darauf vorbereitet war, seinen Laden auch irgendwann mal wieder zu öffnen. Das macht mich etwas stutzig. Sollte man doch meinen, dass Geschäftsinhaber nur darauf gewartet haben, wieder die Ladentür zu öffnen. Allerdings waren die Leute vielleicht der Meinung, dass man eben mal drei Wochen seinen Laden zu macht und danach alles ist wie früher. Deswegen werden diese Geschäftsleute jetzt etwas panisch und reagieren seltsam, haben sie doch etwas blauäugig in die Zukunft geschaut.
Auf jeden Fall gab es eine Anfrage, mal eben ganz schnell zu Montag eine größere Anzahl von Aufklebern zu fertigen, die auf den Betonfußboden draußen auf den Bürgersteig geklebt werden können. Solche Aufkleber gibt es und ist auch kein Hexenwerk diese zu produzieren. Das Material hierfür hätte ich sogar problemlos organisieren können. Man muss schon von organisieren sprechen, weil aufgrund der erhöhten Nachfrage diese Folien bei einigen Großhändlern auch schon ausverkauft sind. Ähnlich wie Acrylglas (man sagt eigentlich aus Gewohnheit gerne Plexiglas dazu. Plexiglas ist aber eine eingetragene Marke, ähnlich wie wir zu Taschentüchern immer Tempo sagen.). Wenn ich heute mein Großhändler für Acrylglas anrufe und kurzfristig Material bestellen will, höre ich am anderen Ende des Hörers ein lautes, schallendes Lachen. Acrylglas ist ausverkauft. Lieferzeit zirka vier Wochen. Ist ja auch klar, denn jeder braucht an der Kasse einen Spuckschutz, der vorzugsweise auch noch durchsichtig ist.
Zurück zum Ursprung: Die angefragten Aufkleber für eine Organisation von regionalen Ladenbesitzern wurden nicht bei mir bestellt. Sie haben im Internet eine Quelle gefunden, die günstiger war, als mein Angebot für die gewünschte Anzahl an Aufklebern. Grundsätzlich kein Problem. Das ist die freie Marktwirtschaft. Der einzig bittere und sehr bedenklich Beigeschmack der bleibt ist der, dass diese Organisation von Ladenbesitzern ganz laut nach „Kauft regional, unterstütz unsere kleinen Einzelhändler“ schreit und jammert dass der Einzelhandel stirbt. Danke sage ich jetzt. Es tut mir wirklich leid. Aber ich werde bei Euch nicht mehr kaufen! Wenn ihr über Leichen geht und Euch immer nur die Rosinen raus pickt, damit es Euch gut geht ohne einmal nach links oder rechts zu schauen und den tollen Slogan #supportyourlocals nicht auch selber verinnerlich, kann ich Euch leider nicht mehr unterstützen und werde meine nächste Jeans, meine Uhr oder auch meine Schuhe im Internet kaufen. Nicht, weil mir das Spaß macht oder Geiz geil ist. Nein, weil ich keine Lust habe, Geschäftsinhaber zu unterstützen, die nur auf ihren Vorteil erpicht sind und die von Gemeinsam und Solidarität nicht einmal in der Schule etwas gehört haben.
Ein Hand wäscht die Andere. So läuft das bei mir und bislang bin ich damit sehr gut gefahren!
Es gibt aber auch die andere Seite der Medaille und die ist überaus lobenswert hier zu erwähnen. Wir haben einen Kunden, der bei uns seine Arbeitskleidung bestellt, welche wir mit Drucken versehen. Das machen wir für diesen Kunden eigentlich immer zum Ende des Jahres. Er hat diesen Auftrag einfach vorgezogen, um uns jetzt zu unterstützen. Er braucht die Klamotten ja eh. Super Einstellung und sehr hilfreich, zudem der Zahlungseingang innerhalb 24 Stunden nach Lieferung erfolgte. Großes Dankeschön.
Noch so ein Ding, was mir fast Pippi in die Augen treibt: Ein Großkunde der uns als Lieferant nicht verlieren möchte, hat uns angeboten Vorabzahlungen zu leisten, für Dinge, die wir im zweiten Halbjahr leisten werden. Ist das nicht der Hammer?
Dazu kommen natürlich auch unsere Lieferanten. Den geht es ja auch nicht unbedingt rosig. Trotzdem halten sie zu uns, auch wenn wir das Zahlungsziel von 30 auf 60 Tage erhöht haben, um unsere Liquiditätsprobleme auf deren Rücken auszutragen. Sie sind weiterhin immer zuverlässig. Da zeichnet es sich aus, dass man nicht immer bei billig24punktde bestellt, sondern seit 20 Jahren seine Lieferanten ebenso pflegt wie seine Kunden.
Positives Fazit: Wir können alle durch diese Krise gewinnen, wenn wir es gemeinsam meistern.
Bittere Erkenntnis: Egal wie groß die Not, es wird immer Menschen geben, die nur an ihren eigenen Vorteil denken.