24.04.21 Neuland

Unser Büro ist jetzt Testlabor. Hätte mir mal jemand erzählt, dass ich beruflich mit Wattestäbchen in der Nase popel, dem hätte ich eine steile Drogenkarriere bescheinigt. Nun ist es zwei mal die Woche Fakt und sogar staatlich verordnet. Also zumindest muss ich diese Corona-Schnelltests meinen beiden Mitarbeiter:innen zur Verfügung stellen. Mir steht natürlich nicht zu, das Ergebnis der Tests zu erfahren und zum Test zwingen, dass ich somit weitere Angestellte schützen könnte, darf ich auch nicht. Was ist jetzt also genau der Sinn in der Vorgabe des Arbeitsschutzgesetzes? Wer mag mir das mal erklären? Natürlich denken alle, dass wir als grafische Agentur schön im Homeoffice arbeiten können. Klar, bei einigen Projekten ist das machbar. Aber wer will schon ein Auto mit nach Hausen nehmen und es bei sich in der Garage beschriften?

Corona-Test für Angestellte

Heil froh bin ich, dass wir kein Ladengeschäft mehr haben. Click and Meet, Click by Feet oder Meet and Greet. Keine Ahnung was wann zu welcher Uhrzeit, Jahreszeit oder Mondphase Gültigkeit hat. Wenn ich ein Kompaktpaket mit Haarschnitt anbiete, ist glaube ich alles möglich. Tatsächlich haben wir das kleine bisschen Privatkundengeschäft eingestellt. Lediglich drucken wir noch per Mail angelieferte Daten aus und verschicken sie per Post oder wir liefern sie sogar. Das ist nämlich erlaubt.

Letztens war ich auf einer großen Baustelle mit vielen Gewerken aus dem Handwerk. Ich wusste nicht, dass sich Handwerker nicht mit Corona infizieren können. Aber außer mir trug keiner eine Maske, obgleich Abstände nicht beachtet wurden. Also rundum nicht wirklich ein Wunder, dass die Zahlen nicht runter gehen und jeder einen Hund braucht, um die Ausgangssperre zu umgehen. 

Neuland auch für mich, dass im Servicebereich – ich dachte immer Deutschland ist Serviceweltmeister – nicht besonders viel mehr läuft. Und es steigt in mir der Verdacht, dass sich ein wesentlicher Teil von Verwaltungsangestellten nun nicht nur gerne hinter ihrem Schreibtisch verstecken, sondern auch noch die Corona-Homeoffice-Kurzarbeiter-Karte ziehen und einfach nicht mehr in der Lage sind, die paar wenigen Arbeitsstunden vielleicht mal etwas ranzuklotzen. Mag sein, dass es jetzt ein paar Falsche trifft, dafür entschuldige ich mich schon mal im Vorfeld. Nur warum genau dauert jetzt eine Ummeldung eines Autos einen Monat?

Trübsinn blasen, einen Depri schieben und vermehrt freiverkäufliche Drogen konsumieren hilft, dass müssen wir feststellen, auch nicht. Somit versuchen ich mal ein paar positive Vibes in die Tastatur zu prügeln, da es in diesem Jahr eigentlich permanent Möglichkeiten gegeben hätte, lang und ausgiebig zu feiern, da sich einige Jubiläen jähren. Da uns aber die gesetzliche Grundlage hierfür fehlt, versuchen wir uns anders zu erfreuen. Zum 25-jährigen Betriebsjubiläum gab es also keine Party, sondern einen neuen Transporter. Der im Fuhrpark befindlich war zwar noch gar nicht so alt, aber die deutsche Wertarbeit hatte nach schlappen 80.000 Kilometern schon so viele kostspielige – und natürlich nicht mehr in der Garantie oder gar Kulanz befindliche Macken, dass er kurzerhand ausgetauscht wurde. Nun transportieren wir unsere Europaletten mit einem nagelneuen Model eines anderen Fabrikats und sparen in der monatlichen Belastung sogar noch Geld ein. Hätte ich mal früher drauf kommen sollen. Aber Autos – ich berichtete ja zeitnah darüber – sind für mich immer wieder Neuland. Ich habe es bislang auch verweigert, eine App des Fabrikats herunterzuladen und es mit dem Fahrzeug zu koppeln. Ich wollte mit dem Transporter fahren und kein Smartphone konfigurieren. Leider ist der neue Transporter weiß. Da muss ich mal eine Firma fragen, ob man den nicht folieren kann 😉

Neue Sachen zu haben, ist schon immer was feines. Es gibt da nur einen Bereich, bei dem ich sehr konservativ bin und auf Neuerungen verzichte. Um das zu bestätigen haben mein Frau und ich uns nach 25 Jahren neue Ringe schmieden lassen. Eine kleine Goldschmiede in Hameln hat uns überzeugt, etwas kreatives zu schaffen, was zu uns passt. Außergewöhnlich halt. Somit wurde nun der Reif am Ringfinger getauscht. Es war schon immer der Plan das alte Model zu ersetzten. Damals hatten wir es für 20 DM per Stück in einem alten Sammelsurium-Laden erworben. Das Geld war halt knapp zu der Zeit. Die Ringe haben uns eine lange Zeit begleitet. Nun gehen sie in den verdienten Ruhestand und es liegt an uns, weiterhin daran zu arbeiten noch mal 25 Jahre voll zu machen.

Trauringe 2.0 – Jedes Stück ein Unikat. So wie wir.

Einen ganz großen Schritt ins Neuland habe ich schon vor Corona gewagt. Geplant allerdings nur als hobbymäßigen Zeitvertreib. Ähnlich wie bei diesem Blog. Dass sich nun daraus viel mehr entwickelt macht mich ein wenig unsicher. Neuland halt. So wie damals der Schritt in die Glashütte. Schön, dass uns der gelungen ist. Das mir – und wieder war meine Frau nicht ganz untätig bei der Sache, auch wenn sie immer im Schatten steht – tatsächlich ein Vertrag ins Haus geflattert ist, hätte ich nicht im Leben erwartet. Aber mehr wird noch nicht verraten. 

Vertragsunterzeichnung