21.09.21 Rentenbescheid

Nach dem letzten Rentenbescheid haben wir uns nun doch entschlossen nicht in den Ruhestand zu gehen und voller Elan die Tage mit Arbeit zu begegnen. Wir feiern im Oktober schließlich den fünfjährigen Glashütten Bezug und Hand aufs Herz, an Rente hatten wir bei unserer Planung zu diesem Zeitpunkt nun wirklich noch nicht gedacht. Auch wenn nach unserem vierzehntägigen Sommerurlaub, gekoppelt mit einhergehenden Betriebsferien die Lust schon spürbar war, den Laden nicht wieder zu öffnen und lieber mit einer Flasche Rotwein den Gezeiten beim Kommen und Gehen zuzuschauen. Aber Aufgeschoben ist nicht aufgehoben und bei dem derzeitigen Stand auf dem Rentenkonto ist die Sache mit täglichen Rotweingenuss sehr va banque, wenn es denn nicht die Sorte aus dem TetraPack sein soll. Hilft also nichts, wir müssen noch ein bisschen arbeiten und ein paar Euro in die Kasse spülen. 

Bestätig wurde der Entschluss zugleich durch einen Paketdienst oder vergleichbaren Streß behafteten Transporter-Fahrer, der heute im Laufe des Tages unser Firmenschild an der Auffahrt zu Glashütte deformiert hat. Nun muss ich ja gestehen, dass das Schild nach fünf Jahren in der täglichen Bewitterung durchaus in die Jahre gekommen war und ein leichtes Verblassen des noch alten Logos nicht von der Hand zu weisen ist. Aber gleich mit der kompletten Seite das Schild zu touchieren und sich klamm heimlichen mit einen m.E. nicht unerheblichen Lackschaden am Transportfahrzeug zu verpissen, stufe ich als unangemessen ein. Man hätte die Aluminiumverbundplatte doch durchaus ein weiteres mal mit einer neuen Kaschierung benutzen können. Gerade bei den nahezu täglich steigenden Preise für Plattenmaterialien, die uns von unserem Großhändler ins Haus flattern und er zwanghaft freundlich versucht diese irrsinnigen Preissteigerungen in irgendeiner Form zu erklären. Das neue Schild wird – sollte es nicht mechanisch beansprucht werden – wieder gute fünf Jahre halten, was den Entschluss noch weitere Jahre zu arbeiten festigt. 

Da ist nichts mehr zu retten. Der Schaden am Fahrzeug dürfte nicht unerheblich sein…

Nun werde ich also in mein nach fünf Jahren unaufgeräumtes Plattenlager gehen – gab es nicht eigentlich vor fünf Jahren den guten Vorsatz das Lager nicht einfach nur voll zu rammeln, sondern wohl sortiert und akkurat diesen Ort der Aufbewahrung zu nutzen? Werde dort nach längerer Suche und reichlichen Aussprüchen von derben Worten und Flüchen eine geeignete Platte finden und ein neues Schild mit nur wenigen Handgriffen erstellen und installieren. In der Hoffnung, dass der Verursacher weit aus mehr Probleme mit Handhabung des Schadens hat. Rein aus Gehässigkeit und der Tatsache bedingt, dass es sich einfach nicht gehört, Dinge zu beschädigen, die einem nicht gehören und sich mir nichts dir nicht vom Acker machen. Was gibt es doch unter uns Menschen für degenerierte, desolate Exemplare. 

Thema Wechsel: Wir waren auf Messe! Kaum zu glauben, aber wir haben in der letzten Woche zwei Aufträge von einem Messebauer bekommen. Seit gut eineinhalb Jahren endlich wieder mal ein Auftrag aus dieser Branche. Dabei haben mir am Anfang der Pandemie ganz schlaue und gelehrte Menschen weiß machen wollen, dass Messen nun für Ewigkeiten der Vergangenheit angehören und alles komplett nur noch digital vermarktet wird und Präsents-Messen ein Relikt der Steinzeit sind. Tja, kann ich dazu nur sagen. Komisch. Wir bezahlen den Pizza-Bringdienst immer noch mit Bargeld, welches es eigentlich gar nich mehr geben soll, lesen massenhaft auf Papier gedruckte Bücher dessen digitale Pad-Version immer noch erstaunlich im digitalen Nirvana dümpeln und hören aus Vinyl gepresste Schallplatten, dessen Mengenabsatz sich in den letzten Jahren kontinuierlich im zweistelligen Wachstumsbereich bewegt. 

Und wie war es? Es war eigentlich wie immer. Staubehaftete Anfahrt und unmotivierte Aushilfskräfte am Eingang zum Messegelände, die sich so richtig wohlfühlen ihre Macht auszuspielen, in dem sie gezielt langsam die immer länger werdende Schlange an Transportern und LKW abarbeitet, die für Materialnachschub auf dem Messeständen sorgen. Dazu das übliche Parkplatzproblem und ein Messestand an dem wir arbeiten sollen, der im Plan schon lange fertiggestellt sein soll, aber einfach nichts weiter als eine unaufgeräumte, unorganisiert Baustelle ist. Ich will nicht sagen, dass ich das vermisst habe, aber ich war erstaunlich gelassen über den vollkommen unveränderten Zustand bei einem Messeaufbau. 

Optimale Arbeitsbedingungen wenn man eine Wand vollflächig bekleben soll…

Lediglich sensibel war man, bei hustenden Engländern vom Nachbarstand oder sehr dichten, unausweichlichen Gedränge. Dazu die Tatsache nicht einmal auf den WC eine Handdesinfektion zu finden und bedingt durch das Bundesland, in dem wir gearbeitet haben, vollständig auf Masken zu verzichten, war schon ungewohnt. Es zeigt schon, dass eine Impfung für uns wichtig und richtig war, wenn wir auf diese Art von Aufträgen nicht verzichten wollen.