Ich habe lange überlegt, ob ich etwas zu der Corona-Krise schreiben soll. Es fällt mir echt schwer. Nicht weil ich nicht auch was zu jammern hätte oder mein Leid klagen könnte. Es ist viel mehr das Problem der Blockade. Schreibblockade. Eigentlich sollte man meinen: Endlich mal etwas Ruhe. Zeit, ein Buch zu lesen oder einen Film zu gucken. Vielleicht einen Brief zu schreiben oder ein paar neue Motive für meine T-Shirts zu entwerfen. Aber Pustekuchen. Ich kann nicht. Ich bin gesund, zumindest eine Person, die mir wichtig ist, befindet sich an meiner Seite und Klopapier haben wir auch genügend. So gesehen alles in Ordnung und besser als bei anderen Leuten. Aber ich bin wie gelähmt.
Mir macht einfach zu schaffen, dass ich nichts tun kann, um den derzeitigen Zustand des Stillstandes zu verändern. Ich muss abwarten. Warten ist so mit das Schlimmste, was man mir antun kann. Wir sind gefangen, verband zum Nichtstun und das wo wir doch so gerne arbeiten. Die Motivation sinkt von Tag zu Tag und zerrt am Gemüt. Dabei geht’s bei uns sogar noch. Wir mussten nicht schließen, da wir ja mit dem Umzug vom Ladenlokal in die Glashütte den Schritt vollzogen hatten, uns aus dem aktiven Kundenverkehr zu verabschieden. Montagen im Außenbereich sind uns sogar auch möglich. Einziges Problem: Es gibt kaum Aufträge. Die größeren Firmen haben Haushaltssperren, die Kleinunternehmer versuchen tagelang einen Onlinezugang zur NBank zu ergattern, um minimale Förderpfennige zu erhaschen, die maximal für die Versorgung von Mehl und Nudeln reicht – soweit im Laden vorrätig. Sie kämpfen ums Überleben, was keinen Platz im Kopf lässt, zukunftsorientiert an Werbung oder ähnliche Projekte zu denken. Bezüglich der Fördergelder werde ich in einem anderen Beitrag etwas von mir geben, um mit dem Ammenmärchen aufzuräumen, dass ich vom Staat finanzielle Unterstützung erhalte.
Der Garten ist noch ein schöner Ausgleich. So ordentlich und aufgeräumt war er noch nie. Wir haben den Mini-Gartenteich, der Schnecken und Molche beherbergt, neu mit Steinen eingefasst. Die Mäuseplage vom letzten Sommer hatte dort am Teich alles unterwandert und zerstört. Ich habe unendlich viel Glück einen Gewerbeschein zu besitzen. Somit bin ich privilegiert in einem Baumarkt Material zu beschaffen. Für einen 25 Kilo Zementsack für 2,99 Euro habe ich 20 Minuten angestanden und musste meine Gewerbeanmeldung abfotografieren lassen. Zum hobbymäßigen shoppen darf aber auch ich nicht in den Laden. Der Sack Zement wurde mir ans Tor gebracht.
Leute, wir wissen gar nicht wie gut es uns immer noch geht! Das, wovon ich rede, ist in hunderten Ländern der Alltag, ganz ohne Corona. Auch meine Tante aus Frankreich – ein Land was durchaus mit Deutschland zu vergleichen ist – berichtet von viel krasseren Einschränkungen selbst in der tiefsten Provinz. Raus zum Einkaufen nur in der Entfernung bis zum nächsten Laden. Also nicht mal überlegen ob Edeka, Lidl oder Aldi heute auf dem Einkaufsplan steht. Das Ganze auch nur unter Vorweisung eines Passierscheins und dann wieder schnell ab nach Hause.
Wir können dankbar sein, dass es bei uns noch nicht so läuft. Noch nicht sage ich allerdings mit Absicht. Gestern Nacht waren mal wieder laute Bässe am Lagerfeuer zu hören. Sechs Menschen die das Kontaktverbot ignorieren. Sechs Menschen, die weiterhin fröhlich biertrinkend das Virus weiterverbreiten können, sollten sie infiziert sein, ohne es zu wissen. Was nur sechs Personen anrichten, wenn sie weiterhin eventuell infiziert an ihre Arbeitsstätten gehen, sollte mittlerweile jedem bekannt sein. Aber wenn das Gehalt jeden Monat, wenn auch vielleicht in schmaler Form auf das Konto kommt, muss man sich ja um andere Menschen keinen Kopf machen.
Ich kann Herrn Bosselmann (für alle die nicht aus der Region kommen: Inhaber einer großen Bäckereikette) gut verstehen. Mit seinem Video auf Instagram hat er Millionen erreicht. Mich selbst hat es auch sehr berührt. Ich zolle ihm einen großen Respekt, dass er in der Krise seine Mitbewerber nicht über den Tisch zieht, sondern für sie wirbt. Am nächsten Tag stand in einer Zeitung die böse Headline von „Rauen Sitten“ bei Bosselmann. Er hatte mehreren Personen fristlos gekündigt. Leider musste man mal wieder erst das Kleingedruckte lesen, um die ganze Wahrheit zu erfahren. Er hat einigen Leuten fristlos gekündigt, weil sie auf Corona-Partys waren und damit die 200 Kollegen, den Betrieb und damit in Verbindung nicht nur seine, sondern auch die Existenzgrundlage aller Mitarbeiter gefährdet hatten. Richtig so! Werdet mal wach!
Nun sind doch ein paar Zeilen zusammen gekommen. Leider nichts lustiges. Ich werde mich bemühen für den nächsten Eintrag was zu finden, über dass es sich auch schmunzeln lässt. Bleibt gesund und noch ein Bild vom Gartenteich zur Beruhigung.