19.04.19 Wer hätte das gedacht?

Es ist Ostern und zum Glück ist bislang noch niemand auf die Idee gekommen, dass wir zwingend Ostereier färben müssen. Daran sieht man, dass die kleinen Kinder doch irgendwie jetzt erwachsen sind und man selber doch schon ganz schön alt ist, allerdings dann doch noch nicht so alt, dass man mit den Enkelkindern Eier bemalen muss.

An einigen Dingen sieht man aber noch viel deutlicher, dass die Zeit rasant vergeht. Vor einiger Zeit – ich glaube ich kann sogar schon Jahre sagen – habe ich hier im Block die Geschichte mit der Kastanie erzählt, die meine Kinder im Garten gefunden und im Ikea-Plastik-Becher großgezogen haben. Um es kurz zu machen (wer möchte, kann den kompletten Werdegang der Kastanie ja mal nachlesen), der stattlich Baum zog mit in die Glashütte um und das ist jetzt auch schon wieder drei Jahre her. Genauso robust, wie sie im Becher überlebt hat, hat der Baum das Umsetzen gut überlebt und nun nach über 15 Lebensjahren geht die Kastanie das erste Mal in die Blüte. Wer hätte das gedacht?

Ein weiters Indiz für die rennende Zeit ist ein – mittlerweile altes – Auto. Das erste Auto meiner Frau, welches sie sich vor über zehn Jahren gebraucht gekauft hatte, um zur Arbeit zu gelangen. Vor zehn Jahren war meine Frau noch glücklich – ich meine – wo anders beschäftigt und nicht mit in der Firma involviert. Damals hat sie sich einen kleinen Eco-Flitzer zugelegt. Schon damals gab es Autos, die es auf 4,0 Liter Diesel auf 100 km gebracht haben. Daran sieht man: Soviel sich auch bei uns verändert, so wenig bei der Autoindustrie, die in den letzten 10 Jahren nicht wesentlich in Verbrauch und Abgas aus den Puschen gekommen ist. Aber auf diesen Thema wollte ich heute gar nicht zu sprechen kommen. Viel mehr wollte ich erzählen, dass das damals kleine weiße Auto meiner Frau viel zu weiß war und ich doch bitteschön hier mal eine Veränderung herbeizuführen hätte. Gegen Kuh-Flecken, die damals echt Trend waren, konnte ich mich zur Wehr setzten und somit wurde es passend zu Job meiner Frau ein Zebra-Auto mit dem sie täglich in die Tierklinik gefahren ist.

Wenn man mehr Überstunden und noch weniger Geld verdienen will als in der Grafik-Branche, dann sollte man Tierarzthelfer*in werden. Nicht zuletzt auch ein Grund dafür, dass meine Frau in meiner Firma angefangen hat und ihren Beruf an den Nagel gehängt hat, was dann das kleine Zebra-Auto leider überflüssig machte. Zum Glück gab es einen Interessenten für das Zebra der aus der selbigen Branche kam und somit garantiert war, dass das Zebra-Auto auch in gut Hände gelangt ist. Sogar in so gute Hände, dass wir das Fahrzeug erst vor kurzer Zeit besuchen konnten (es fährt in der Nähe von Herford bei einem befreundete Tierarzt). Also somit ist dieses kleine Auto auch schon weit über 15 Jahre alt und die Fahrzeugbeschriftung nicht wesentlich jünger. Ich habe damals die erste Generation der Oracal 751-Cast Serie verwendet die von Herstellerseite mit einer Haltbarkeit von 5 bis 7 Jahren ausgeliefert wurde. Aber man kann sagen was man will, sicherlich sieht die Folie nicht mehr neuwertig aus aber das sie 12-13 Jahre alt ist sieht man ihr echt nicht an und der kleine Flitzer ist immer noch ein Hingucker. Wer hätte das gedacht?

07.04.2019 Tagesstatistik

Heute ist mal Chillen angesagt. Irgendwann muss man ja auch das genießen, was man so um sich hat. Meine Frau ist der Meinung, dass wir auch mal wieder etwas mehr Leben sollten. Also ein Alternativprogramm neben arbeiten, essen und schlafen entwickeln. Sie hat damit ganz bestimmt recht, wenn auch die Umsetzung immer wieder schwierig ist. Die Glashütte zu halten und das Büro somit wirtschaftlich am laufen zu halten, bedarf schon mehr Engagement als mir das wahrscheinlich im Vorfeld klar war. In den Zeiten vor dem Umzug aus dem kleinen Laden in Völksen, war es – zumindest empfinden wir das so – etwas entspannter. Auch wenn wir dort genau so viel gearbeitet haben und auch entsprechend laufende Kosten für Wohnung, Laden und Maschinerie hatten, wie heute auch.

Gut möglich, dass die Tatsache, dass es hier in der Glashütte auch immer alles finanziell klappen muss, um das aufgebaute und erschaffene (Lebens)Werk zu halten und nicht seine lang ersehnten Traum zum Scheitern erklären muss, einen im Unterbewusstsein wohl etwas ungeschmeidig macht. Ich bin etwas wirtschaftlicher geworden. Schaue viel öfter auf unsere Zahlen, was erwirtschaftet wurde und wie sich das zu den Vorjahren verhält und welcher Kunde warum auch immer jetzt weniger Umsatz macht als in den Jahren zuvor. Stelle Prognosen auf, wie die Firma sich entwickeln wird, wenn es so weiter läuft, sich verbessert oder auch verschlechtert. Ich stelle mit viel öfter die Frage, ob alle Weichen richtig gestellt sind und habe scheinbar ein höheres Bedürfnis an wirtschaftlicher Sicherheit.

Eigentlich alles Bullshit. Natürlich darf man nicht in den Tag hinein leben und sich darum nicht scheren. Aber man kann sich so auch echt verrückt machen und damit die eigentliche Power, die man durch ein gechilltes Wochenende getankt, hat sofort verpulvern, wenn man sich am Montag morgen die Vergleichszahlen der Tagesstatistik der letzten 8 Jahre anschaut und bemerkt, dass aber die ersten 10 Tage im April 2015 ein besseres Ergebnis unterm Strich verzeichnet ist..

Sowas drückt selbstredend aufs Gemüht, und wirkt sich somit schnell beziehungstechnisch negativ aus. Klares Ziel des Umzuges in die Neue Glashütte war ganz bestimmt der Wirtschaftsfaktor, aber auch der Wunsch nach nicht unbedingt mehr aber definitiv intensiverer Freizeit, bzw. Gemeinsamkeit. Wenn man immer mit einen Auge auf die statistischen, wirtschaftlichen Gegebenheiten schaut, kann das nicht gut funktionieren.

Ein entspannteres Leben hat sich derzeit so noch nicht eingestellt und das obwohl wir nun schon im Jahr drei der Glashütte sind. Somit steht also fest, dass sich dahingehend etwas verbessern muss, damit das Projekt nicht zum Frust-Objekt wird, sondern viel mehr wieder eine Arbeits- und Lebensstätte ist, die Lust bereitet.

Wie wir das am besten anfangen werden? Zunächst zünden wir in der Abendsonne die Feuerschale an, entkorken eine gute Flasche Wein und lassen uns vom schönen Ambiente inspirieren. Reden viel und entwickeln mal wieder Ideen um unser Vorhaben voranzutreiben, anstatt veralteten Plänen hinterher zu eifern. Und sollte ich morgen den Button mit der Tagesstatistik am Rechner drücken, dann hackt mir bitte die Finger ab.