30.09.21 Die Zweiminutensuppe

Ja, ja. Erst schreibe ich fast ein halbes Jahr gar nichts und jetzt dresche ich mit Neuigkeiten auf Euch ein. So ist das eben im Leben. Man könnte meinen, dass es daran liegt, dass die Tage wieder kürzer werden und langsam aber sicher die Kaminzeit wieder eingeläutet wird und somit die Schreiblust wieder etwas größer ist, als zu der Zeit, die wir in hellen Abendstunden lieber draußen vor der wärmeabstrahlenden Sandsteinmauer verbracht haben. 

Ich bin ja auch heil froh, hier nur Autor eines halbwegs erfolgreichen Blogs zu sein und kein gestresster Influencer. Wenn ich mir jeden Tag irgendeinen Blödsinn einfallen lassen müsste, um nicht in Vergessenheit zu geraten und vorzugsweise damit sogar durch Werbepartnerschaften ein auskommen für das Leben erwirtschaften müsste, könnte sowas schon in absoluten Stress ausarten. Erst recht dann, wenn die Zweiminutensuppe, für die man zwangsweise werben muss, um über die Runden zukommen, einen derben Hautausschlag hinterlassen hat und eine unvergessliche Nacht auf der Klo mit sich brachte. Oder das neue Deodorant schlicht weg beim aufregenden Partnerkontakt versagt hat und man sich eine unangenehme Abfuhr einholt, anstelle einer ungezähmten, leidenschaftlichen Exkursion in einem fremden Schlafzimmer. So ein Influencer hat es wirklich nicht leicht. Da lob ich mir doch meinen Blog und die Stammleserschaft, die gechillt auf neue textliche Ergüsse von mir wartet oder diese dann in so unbeschreiblich schöner Unregelmäßigkeit liest, wie ich sie schreibe.

Es hat doch tatsächlich Vorteile, wenn man einfach nur sein Leben lebt und nicht zwanghaft Ruhm und Ehre einheimsen möchte und finanziell mit grafisch handwerklicher Arbeit sein Auskommen hat und nicht mit fiktiver Meinungsmache. Das bringt mir zwar nicht den Bekanntheitsgrad, aber die Möglichkeit mich ohne weitreichende Folgen über Kikoman und MonCheri zu beschweren (siehe Blogeintrag aus November 17 – mein Gott wie lange ist das schon her). Außerdem kann ich hier ganz frei raus mitteilen, dass ich bei einem wohl temperierten Einbecker Brauherren Pils am Rechner sitze und ein paar Zeilen schinde, ohne auf Feinheiten zu achten, ob ich nun die Marke nennen durfte oder diesen Eintrag als Dauerwerbesendung, Produktempfehlung oder gar Werbung deklarieren müsste. Ich krieg ja nichts dafür und besorge mir die Pfandkiste im heimischen Getränkemarkt. Selbst von den ausgerufenen Schenkungsaktionen der Brauerei bekomme ich kein Benefit, da ich es einfach leid bin Kaufbelege zu sammeln oder irgendwelche Online-Registrierungen vor zu nehmen.

Letztens gab es unverhofft an der Kasse des Getränkemarktes ein Flasche Ketchup gratis mit der grünen 20er Kiste des Gerstensaftes. Ich musste einige Zeit überlegen, was Ketchup mit Bier verbindet, aber es sollte wohl ein Fingerzeig in Richtung Grillparty assoziieren. Im Zeitalter, wo Grillkäse den Rost verklebt, auch nicht so ein überzeugendes Instrument für eine gelungene Werbemaßnahme. Vor allem wenn man schon von Kindesbein mit dieser Flasche Currygewürzzucker groß geworden ist und diese ausschlaggebend dafür verantwortlich war, im Chemieunterricht gut aufzupassen.

Zurück zu meiner Tätigkeit als Botschafter des deutschen Reinheitsgebotes. Wenn ich so weiter mache, steht vielleicht doch morgen oder übermorgen ein Sattelschlepper der Einbecker Brauerei auf meinem Hof und lässt zufällig mal eine Palette von der Ladebordwand rollen. Schließlich freut sich meine Frau schon sehr auf das bevorstehende Winterbock, was in der kalten Jahreszeit nicht so schön prickelt im Bauchnabel (na, weiß jemand welche Brauerei diese Nummer mit Bier im Bauchnabel gebracht hat, wo wir doch gerade im Werbesektor stöbern?), sondern es nach einer Flasche schon ganz ordentlich in den Synapsen zischt, was weit aus angenehmer ist, als so ein Rumgeplämper auf der Bauchdecke.

Tatsächlich bin ich, beeinflusst durch einen leichten Alkoholgehalt in meinem Blut, ein wenig davon ab gekommen, warum ich einen Blockeintrag verfassen wollte. Tja, so ist das manchmal, aber schön wars doch trotzdem und wer wissen will, was ich euch eigentlich mitteilen wollte, der schaut einfach noch mal in den nächsten Tagen vorbei. 

Im Übrigen habe ich die Headline dieses Eintrages von einem Songtitel aus 1983 übernommen. Die Band Flatsch! hat schon damals, als das Internet noch ein Hirngespinst von in der Garage verbannten IT-Nerds war, ein vom Inhalt immer noch passenden Song über Werbung und deren vermeidliche Helden getextet und veröffentlich. Kaum einer wird die Band kennen, was nicht weiter tragisch ist. Aber wenn ich Euch erzähle, dass einer der Texter ein Teil des hessischen Komikerduo Badesalz geworden ist, wird es vielleicht klingeln. Und wenn ich jetzt aus den Nähkästchen plauder, dass ich die Band mal im Leine Domi in Hannover gesehen habe, könnt ihr wissen, dass ich echt nicht mehr der jüngste bin. Macht aber Spaß, den ausgefeilten Texten die Band zu lauschen und wer Lust hat, wird sie über Spotify oder vergleichbare Dienste sicherlich zu finden.

Muss ich jetzt eigentlich irgendeinen Verweis machen, dass ich unbezahlte Werbung für einen Titel einer Band mache, die es schon gar nicht mehr gibt?

Welche Band bring heut zu Tage noch so bescheuertes Plattencover auf den Markt?

21.09.21 Rentenbescheid

Nach dem letzten Rentenbescheid haben wir uns nun doch entschlossen nicht in den Ruhestand zu gehen und voller Elan die Tage mit Arbeit zu begegnen. Wir feiern im Oktober schließlich den fünfjährigen Glashütten Bezug und Hand aufs Herz, an Rente hatten wir bei unserer Planung zu diesem Zeitpunkt nun wirklich noch nicht gedacht. Auch wenn nach unserem vierzehntägigen Sommerurlaub, gekoppelt mit einhergehenden Betriebsferien die Lust schon spürbar war, den Laden nicht wieder zu öffnen und lieber mit einer Flasche Rotwein den Gezeiten beim Kommen und Gehen zuzuschauen. Aber Aufgeschoben ist nicht aufgehoben und bei dem derzeitigen Stand auf dem Rentenkonto ist die Sache mit täglichen Rotweingenuss sehr va banque, wenn es denn nicht die Sorte aus dem TetraPack sein soll. Hilft also nichts, wir müssen noch ein bisschen arbeiten und ein paar Euro in die Kasse spülen. 

Bestätig wurde der Entschluss zugleich durch einen Paketdienst oder vergleichbaren Streß behafteten Transporter-Fahrer, der heute im Laufe des Tages unser Firmenschild an der Auffahrt zu Glashütte deformiert hat. Nun muss ich ja gestehen, dass das Schild nach fünf Jahren in der täglichen Bewitterung durchaus in die Jahre gekommen war und ein leichtes Verblassen des noch alten Logos nicht von der Hand zu weisen ist. Aber gleich mit der kompletten Seite das Schild zu touchieren und sich klamm heimlichen mit einen m.E. nicht unerheblichen Lackschaden am Transportfahrzeug zu verpissen, stufe ich als unangemessen ein. Man hätte die Aluminiumverbundplatte doch durchaus ein weiteres mal mit einer neuen Kaschierung benutzen können. Gerade bei den nahezu täglich steigenden Preise für Plattenmaterialien, die uns von unserem Großhändler ins Haus flattern und er zwanghaft freundlich versucht diese irrsinnigen Preissteigerungen in irgendeiner Form zu erklären. Das neue Schild wird – sollte es nicht mechanisch beansprucht werden – wieder gute fünf Jahre halten, was den Entschluss noch weitere Jahre zu arbeiten festigt. 

Da ist nichts mehr zu retten. Der Schaden am Fahrzeug dürfte nicht unerheblich sein…

Nun werde ich also in mein nach fünf Jahren unaufgeräumtes Plattenlager gehen – gab es nicht eigentlich vor fünf Jahren den guten Vorsatz das Lager nicht einfach nur voll zu rammeln, sondern wohl sortiert und akkurat diesen Ort der Aufbewahrung zu nutzen? Werde dort nach längerer Suche und reichlichen Aussprüchen von derben Worten und Flüchen eine geeignete Platte finden und ein neues Schild mit nur wenigen Handgriffen erstellen und installieren. In der Hoffnung, dass der Verursacher weit aus mehr Probleme mit Handhabung des Schadens hat. Rein aus Gehässigkeit und der Tatsache bedingt, dass es sich einfach nicht gehört, Dinge zu beschädigen, die einem nicht gehören und sich mir nichts dir nicht vom Acker machen. Was gibt es doch unter uns Menschen für degenerierte, desolate Exemplare. 

Thema Wechsel: Wir waren auf Messe! Kaum zu glauben, aber wir haben in der letzten Woche zwei Aufträge von einem Messebauer bekommen. Seit gut eineinhalb Jahren endlich wieder mal ein Auftrag aus dieser Branche. Dabei haben mir am Anfang der Pandemie ganz schlaue und gelehrte Menschen weiß machen wollen, dass Messen nun für Ewigkeiten der Vergangenheit angehören und alles komplett nur noch digital vermarktet wird und Präsents-Messen ein Relikt der Steinzeit sind. Tja, kann ich dazu nur sagen. Komisch. Wir bezahlen den Pizza-Bringdienst immer noch mit Bargeld, welches es eigentlich gar nich mehr geben soll, lesen massenhaft auf Papier gedruckte Bücher dessen digitale Pad-Version immer noch erstaunlich im digitalen Nirvana dümpeln und hören aus Vinyl gepresste Schallplatten, dessen Mengenabsatz sich in den letzten Jahren kontinuierlich im zweistelligen Wachstumsbereich bewegt. 

Und wie war es? Es war eigentlich wie immer. Staubehaftete Anfahrt und unmotivierte Aushilfskräfte am Eingang zum Messegelände, die sich so richtig wohlfühlen ihre Macht auszuspielen, in dem sie gezielt langsam die immer länger werdende Schlange an Transportern und LKW abarbeitet, die für Materialnachschub auf dem Messeständen sorgen. Dazu das übliche Parkplatzproblem und ein Messestand an dem wir arbeiten sollen, der im Plan schon lange fertiggestellt sein soll, aber einfach nichts weiter als eine unaufgeräumte, unorganisiert Baustelle ist. Ich will nicht sagen, dass ich das vermisst habe, aber ich war erstaunlich gelassen über den vollkommen unveränderten Zustand bei einem Messeaufbau. 

Optimale Arbeitsbedingungen wenn man eine Wand vollflächig bekleben soll…

Lediglich sensibel war man, bei hustenden Engländern vom Nachbarstand oder sehr dichten, unausweichlichen Gedränge. Dazu die Tatsache nicht einmal auf den WC eine Handdesinfektion zu finden und bedingt durch das Bundesland, in dem wir gearbeitet haben, vollständig auf Masken zu verzichten, war schon ungewohnt. Es zeigt schon, dass eine Impfung für uns wichtig und richtig war, wenn wir auf diese Art von Aufträgen nicht verzichten wollen.