25.04.20 Vermummungsverbot

Als wir uns gegen den Transport von Castoren quer durch Deutschland gestellt haben, galt es noch es einzuhalten: Das Vermummungsverbot. Bedecken von Mund und Nase mit einem Tuch, Sturmhaube oder Maske stand unter Strafe und tut es eigentlich heute auch noch. Mit dem kleinen Unterschied, dass es ab Montag auch unter Strafe steht sich nicht zu vermummen, soll heißen, dass es nicht erlaubt ist, ohne eine Maske – Bedeckung von Mund und Nase – einkaufen zu gehen, ganz gleich ob im Supermarkt oder im sonstigen Einzelhandel. 

Gut zu Corona Zeiten ist sowieso alles anders und schwupp, gelten in Deutschland auch nicht mehr einheitliche Richtlinien oder Gesetzte. Selbst ich muss mit meinem Gewerbe aufpassen. Wir haben zwar nur sehr geringfügigen Kundenverkehr, aber rechtlich gesehen bin ich als Gewerbetreibender dafür haftbar, dass meine Kundschaft sich daran hält, eine Maske zu tragen, wenn sie in mein Betrieb kommt und etwas abholen oder kaufen oder bestellen möchte. Ich hingegen bin – zumindest in Niedersachsen – nicht verpflichtet ein Maske zu tragen. In Bayern wäre das anders, weil bayrische Corona Viren wahrscheinlich ganz anders strukturiert sind, als die trägen niedersächsischen… 

Aber auch ich muss mich umstellen, denn wenn ich am Montag in den Supermarkt gehe, um Wein und Kuchen für die Großmutter zu kaufen, muss ich eine Maske aufsetzen. Da es ja bekanntlich keine Masken zu kaufen gibt, darf ich aber auch ein Schal oder Tuch benutzen. Und ich werde mir auch keine medizinische Maske kaufen, da es wesentliche wichtigere Menschen gibt, die diese Schutzvorrichtungen brauchen als meine Wenigkeit. Also werde ich mit einem Lappen vor Mund und Nase durch die Gänge laufen und mich in Sicherheit vor dem Corona Virus wiegen. Mit einem gewöhnlichen Stück Stoff aus dem täglichen Hausgebrauch. 

Entschuldigt bitte, aber werden wir eigentlich alle für völlig bekloppt gehalten? 

Ich möchte nicht wissen, wie viele Menschen krank werden, weil sie diese blödsinnige Maske seit einer Woche unter dem Kinn tragen und schon mehrere Stunden durchgespeichelt haben und meinen, im Supermarkt diese schnell mal über die Nase zu ziehen, um gesund zu bleiben. Wie töricht ist die Menschheit, wie geistesabwesend ist unserer Politik. Das kann doch nicht der richtige Weg sein. Blinder Aktivismus. Wir müssen irgendetwas tun, damit keiner sagen kann wir haben nichts getan. 

Nun gut.Wenn ich in den nächsten 14 Tagen einkaufen gehen will, was ich auch muss, weil ich nicht gehamstert habe, werde ich nicht darum hin kommen mir ein Stoff-Fetzen vor das Gesicht zu packen. Weil ich zum einen sonst gar nicht in den Supermarkt komme oder den kleinen Einzelhändler in Verlegenheit bringe, dass er eine Strafe kassiert, weil er nicht darauf geachtet hat, dass seine Kunde maskiert ist. 

Es bleibt ein fader Beigeschmack, dass Menschen uns regieren, die uns Dinge für gut und wichtig verkaufen wollen, die einfach nur lachhaft sind. 

Bleibt gesund, mit Abstand und ordentlich Hände wachsen. Hat ja einige Wochen ohne Maske prima funktioniert. Sollte mich jemand beim einkaufen treffen, ich sehe dann so aus:

17.04.20 Bitterer Beigeschmack

Wir sind gesund! Das ist mal die gute Nachricht des heutigen Tages und dafür muss man auch mal Dankbarkeit zeigen. Das gesunde Denken einiger Mitmenschen im Bereich von Gewerbetreibenden scheint jedoch ein wenig in Mitleidenschaft geraten zu sein. Fairer Weise kann man aber dafür nicht den Corona-Virus verantwortlich machen. Ich würde das eher als eine Hauptsache-Ich-Überlebe- Erkrankung bezeichnen.

Wir hatten heute eine regionale Anfrage zur Fertigung von Fußbodenaufklebern. Wie ihr sicherlich alle schon mitbekommen habt, dürfen ab Montag ja wieder so einige Geschäfte öffnen. Es macht mir den Eindruck, dass bei einigen Ladeninhabern diese Nachricht sehr überraschend gekommen ist und man nicht darauf vorbereitet war, seinen Laden auch irgendwann mal wieder zu öffnen. Das macht mich etwas stutzig. Sollte man doch meinen, dass Geschäftsinhaber nur darauf gewartet haben, wieder die Ladentür zu öffnen. Allerdings waren die Leute vielleicht der Meinung, dass man eben mal drei Wochen seinen Laden zu macht und danach alles ist wie früher. Deswegen werden diese Geschäftsleute jetzt etwas panisch und reagieren seltsam, haben sie doch etwas blauäugig in die Zukunft geschaut.

Auf jeden Fall gab es eine Anfrage, mal eben ganz schnell zu Montag eine größere Anzahl von Aufklebern zu fertigen, die auf den Betonfußboden draußen auf den Bürgersteig geklebt werden können. Solche Aufkleber gibt es und ist auch kein Hexenwerk diese zu produzieren. Das Material hierfür hätte ich sogar problemlos organisieren können. Man muss schon von organisieren sprechen, weil aufgrund der erhöhten Nachfrage diese Folien bei einigen Großhändlern auch schon ausverkauft sind. Ähnlich wie Acrylglas (man sagt eigentlich aus Gewohnheit gerne Plexiglas dazu. Plexiglas ist aber eine eingetragene Marke, ähnlich wie wir zu Taschentüchern immer Tempo sagen.). Wenn ich heute mein Großhändler für Acrylglas anrufe und kurzfristig Material bestellen will, höre ich am anderen Ende des Hörers ein lautes, schallendes Lachen. Acrylglas ist ausverkauft. Lieferzeit zirka vier Wochen. Ist ja auch klar, denn jeder braucht an der Kasse einen Spuckschutz, der vorzugsweise auch noch durchsichtig ist.

Zurück zum Ursprung: Die angefragten Aufkleber für eine Organisation von regionalen Ladenbesitzern wurden nicht bei mir bestellt. Sie haben im Internet eine Quelle gefunden, die günstiger war, als mein Angebot für die gewünschte Anzahl an Aufklebern. Grundsätzlich kein Problem. Das ist die freie Marktwirtschaft. Der einzig bittere und sehr bedenklich Beigeschmack der bleibt ist der, dass diese Organisation von Ladenbesitzern ganz laut nach „Kauft regional, unterstütz unsere kleinen Einzelhändler“ schreit und jammert dass der Einzelhandel stirbt. Danke sage ich jetzt. Es tut mir wirklich leid. Aber ich werde bei Euch nicht mehr kaufen! Wenn ihr über Leichen geht und Euch immer nur die Rosinen raus pickt, damit es Euch gut geht ohne einmal nach links oder rechts zu schauen und den tollen Slogan #supportyourlocals nicht auch selber verinnerlich, kann ich Euch leider nicht mehr unterstützen und werde meine nächste Jeans, meine Uhr oder auch meine Schuhe im Internet kaufen. Nicht, weil mir das Spaß macht oder Geiz geil ist. Nein, weil ich keine Lust habe, Geschäftsinhaber zu unterstützen, die nur auf ihren Vorteil erpicht sind und die von Gemeinsam und Solidarität nicht einmal in der Schule etwas gehört haben.

Ein Hand wäscht die Andere. So läuft das bei mir und bislang bin ich damit sehr gut gefahren!

Es gibt aber auch die andere Seite der Medaille und die ist überaus lobenswert hier zu erwähnen. Wir haben einen Kunden, der bei uns seine Arbeitskleidung bestellt, welche wir mit Drucken versehen. Das machen wir für diesen Kunden eigentlich immer zum Ende des Jahres. Er hat diesen Auftrag einfach vorgezogen, um uns jetzt zu unterstützen. Er braucht die Klamotten ja eh. Super Einstellung und sehr hilfreich, zudem der Zahlungseingang innerhalb 24 Stunden nach Lieferung erfolgte. Großes Dankeschön.

Noch so ein Ding, was mir fast Pippi in die Augen treibt: Ein Großkunde der uns als Lieferant nicht verlieren möchte, hat uns angeboten Vorabzahlungen zu leisten, für Dinge, die wir im zweiten Halbjahr leisten werden. Ist das nicht der Hammer?

Dazu kommen natürlich auch unsere Lieferanten. Den geht es ja auch nicht unbedingt rosig. Trotzdem halten sie zu uns, auch wenn wir das Zahlungsziel von 30 auf 60 Tage erhöht haben, um unsere Liquiditätsprobleme auf deren Rücken auszutragen. Sie sind weiterhin immer zuverlässig. Da zeichnet es sich aus, dass man nicht immer bei billig24punktde bestellt, sondern seit 20 Jahren seine Lieferanten ebenso pflegt wie seine Kunden.

Positives Fazit: Wir können alle durch diese Krise gewinnen, wenn wir es gemeinsam meistern.

Bittere Erkenntnis: Egal wie groß die Not, es wird immer Menschen geben, die nur an ihren eigenen Vorteil denken.

08.04.20 Wilde Sau

Ich habe Euch in dem Blogeintrag mit der Soforthilfe von vor einigen Tagen noch versprochen, dass ich Euch Optionen aufzeige, die es möglich machen an die Corona-Sofort-Hilfe zu gelangen. Im Vorfeld möchte ich aber schon erwähnen, dass ich keines dieser Beispiele für mich berücksichtigt habe. Sie bewegen sich aber durchaus im legalen Rahmen – Rechtssicherheit hiermit allerdings ausdrücklich ausgeschlossen.

Variante 1: Gut Ding will Weile haben.

Ich erhalte die Soforthilfe wenn ich keine Einnahmen darstellen kann. Kein Problem also, wenn der Laden geschlossen ist. Nach Möglichkeit mindestens die Monate April, Mai, Juni. Mit null Einkünften erhalte ich volle 9.000 Euro (ausgehend von einem Kleinstunternehmen bis 5 Mitarbeiter und betrieblichen Kosten von mind. 3.000 Euro im Monat). Als Ladenbesitzer ist diese Variante nicht leicht umzusetzen, weil es wirklich der Notwendigkeit bedarf, keinerlei Einkünfte zu haben. Sollte man seien Laden im Mai wieder öffnen dürfen, hat man, wie schon am Beispiel der vorangegangenen Einträge, leider verloren. Bei einem Betrieb der keinen direkten Kundenverkehr hat, ist es aber durchaus einfacher zu gestalten. 

Es heisst ganz klar, dass ich in den Monaten April, Mai und Juni keine Einkünfte haben darf. Es heisst aber nicht, dass ich nicht arbeiten darf. Soll heißen: Ich kann jeden Auftrag, den meine Firma erreicht ordnungsgemäß abarbeiten, nur darf ich die Rechnung nicht in den Monaten April, Mai, Juni stellen. Wenn ich also genügend Kapital in der Hinterhand habe, dann arbeite ich drei Monate durch und schreibe alle Rechnungen erst im Juli. Somit habe ich null Umsatz in den drei im Antrag relevanten Monaten erwirtschaftet und komme in den Genuss von 9.000 Euro von Vater Staat. Geschenkt und sogar legal, wenn ich nachweisen kann, dass ich Liquiditätsprobleme hatte, was bei drei Monaten ohne Rechnungsausgang gar nicht so schwierig ist. 

Dass man im Juli dann mal eben eine Rechnung mit einem fünf- oder sechsstelligen Betrag für die Leistungen der letzten drei Monate schreibt und auch bezahlt bekommt, spielt antragstechnisch keine Rolle. Bei Firmen, die keinen Wareneinsatz haben, sondern nur ihr geistiges Gut verkaufen, eine sehr interessante Variante.

Variante 2: Wilde Sau.

Ihr habt sowieso kein Bock mehr auf die nichts einbringende Ich-AG? Habt die Schnauze voll täglich unter Mindestlohn zu arbeiten, weil der Arbeitstag eines Selbständigen halt nicht nur acht, sondern 12 oder mehr Stunden abverlangt? Dann schlage ich folgende Methode vor, die selbst mein Steuerberater als lustig und überlegenswert bewertete.

Schaffe dir ein Liquiditätsproblem, indem du zum nächsten Getränkemarkt fährst und dein Firmen-Transporter bis unter das Dach voll mit alkoholhaltigen Getränken lädst und sie schön auf Firmenkosten bezahlst – für das anstehende Betriebsjubiläum. Und komm mir jetzt nicht damit, dass Du kein Betriebsjubiläum hast, weil deine Firma erst 3,805137 Jahre am Start ist. Mensch, sei mal kreativ! 3,805137 Jahre bedeuten 33.333 Stunden. Rechne das mal hoch und berücksichtige auch Minuten oder gar Sekunden, dann wird es dir leicht fallen an jedem X-beliebigen Tag ein echtes steuerrelevantes Betriebsjubiläum auszurufen! 

Danach fährst Du zu deinem Porsche-Händler deines Vertrauens. Bitte aber erst den Transporter mit den Getränken entladen und nicht naschen! Bei aller Krisenstimmung: Drink an Drive ist ein absolutes NoGo! Alternativ ist auch der Audi-Händler eine Alternative. Mit dem klimaegalen SUV Q8 RS mit schlanken 600 PS hilfst Du der Luftverschmutzung sich wieder an die Zeit mit Flugverkehr zu gewöhnen. 

Dort least Du Dir ein schönes Auto für schlanke 3.000 EUR Leasingrate in Monat. Merke: Leasingraten werden im Soforthilfe-Antrag berücksichtigt! Wenn Du diese Kosten angibst, deine Arbeit ruhen lässt, weil es einfach geiler ist auf den leeren Autobahnen zu cruisen als im Büro zu sitzen, hast Du null Einkommen und auch als Kleinstunternehmer mit eigentlich nur sehr geringen laufenden Kosten das Recht auf volle 9.000 Euro. Das deckt locker die Spritkosten bei den derzeitigen Preisen. 

Nach drei Monaten bist Du natürlich am Arsch. Aber bis dahin hattest Du jede Menge Spaß und mit dem ganzen Alkohol auch jeden Abend null schlechtes Gewissen, weil du es einfach weggetrunken hast. Nach drei Monaten kannst Du dann immer noch Grundsicherung beantragen und die angemeldete Insolvenz ist nicht einmal verschleppt. 

Wenn ich Euch jetzt noch schreibe, dass meine Partnerin noch steuerfreies Gehalt aus der Firma ziehen kann, weil sie mich aufgrund der Leberzirrhose pflegen muss… dann wird meine Frau und Lektorin diesen Beitrag leider nicht einstellen.

05.04.20 Mal Danke sagen!

Mein letzter Blog-Beitrag hat viele Reaktionen hervorgerufen. Ich hatte den Blog auch über mein WhatsApp Status verbreitet. So viele Klicks hatten wir noch nie. Vielen Dank dafür. Klar waren da auch kritische Worte dabei, die die Sachlage anders sehen. Keine Frage. Der Beitrag war für mich aber nicht nur in Bezug auf mein eigenes Wohl wichtig, sondern auf die Tatsache, dass es ganz vielen Kleinstunternehmen und Soloselbstständigen so geht, dass sie einfach gar nicht mehr wissen, wie sie mit der derzeitigen Situation klar kommen sollen. Jeder Steuerberater sagt was anderes, jeder Jurist zieht andere Schlüsse und jeder Betroffene hegt Hoffnungen.

Es ist einfach eine Schande, dass uns von der Politik ein Haufen von Fragen vorgeworfen wird, die uns keiner beantworten kann oder deren Antworten aus einem unklaren Eiertanz bestehen. Kleines Beispiel: In den FAQ der NBank (ich hatte im letzten Beitrag erwähnt, dass diese Institution für die Vergabe der Gelder in Niedersachen zuständig ist) vom 02.04.20 stand eindeutig, dass private Krankenversicherungen mit zu den veranschlagten Kosten gehören. Die Änderung der FAQ am 03.04.20 besagt, dass Krankenversicherungen generell nicht zu den anzurechnenden Kosten gehören. Man hat wohl scheinbar einfach vergessen das NICHT mit zu tippen und es am Tag darauf schnell mal nachgeholt.

Seht ihr jetzt was ich meine? Ist das pure Willkür, mit der hier Maß genommen wird? Sowas ist doch in einem Staat wie unserem eigentlich gar nicht möglich – dachte ich bislang. Mal davon ganz abgesehen, dass es ja wohl eine absolute Farce ist, dass eine Krankenversicherung für Selbstständige nicht zu den grundlegenden Kosten gehört. Jeder Mini-Jobber hat ein Anrecht darauf – und das auch völlig zurecht.

Weiteres no-go meiner Meinung nach: Warum gelten eigentlich in jedem Bundesland andere Maßstäbe für eine BUNDES-Soforthilfe? Jedes Bundesland hat einen eigenen Antrag und legt die Vergabekriterien entsprechend unterschiedlich aus. Wer mal ein bisschen im Netz rum surft, wird relativ schnell viele verschiedene Formulare und Regeln bemerken, die in den einzelnen Bundesländern zur Anwendung kommen. Niedersachsen scheint auch hier wieder eher Träger der roten Laterne zu sein, was die Höhe der Zuschüsse angeht. Wobei man ja fairerweise sagen muss, dass die Höhe der Fördersumme ja gar keine Rolle spielt, wenn man sie eh nicht bekommt.

Was mich sehr berührt hat, sind die Fragen von vielen Leuten, ob sie irgendwie helfen können.

Ja! Ihr könnt helfen.

Hinterfragt in der Zukunft einfach mal Euer Einkaufsverhalten – und ich persönlich schließe mich da nicht aus. Ist es wirklich notwendig ein Buch über den Versand zu bestellen? Der Buchladen um die Ecke besorgt Euch das Buch doch genau zu schnell. Ich habe letztes Jahr Stauden über den Versandhandel bestellt. So ein Schwachsinn. Der Gärtner an der Ecke hätte diese Pflanzen auch gehabt. Klar, sicher ein Euro teurer, aber ich hätte noch einen klugen Tipp zum einpflanzen bekommen und wahrscheinlich wären dann alle Blümchen auch angegangen.

Und Leute, Ihr habt Kontakt! Ihr könnt mit Menschen reden. Ihr seht doch, was einem grade so fehlt. Wenn wir die kleinen Läden nicht unterstützen und immer nur bis zum Mausklick denken, dann hat sich das mit der Vielfalt in unseren Städten sehr schnell erledigt.

Helft also mit und #supportyourlocals ! Wenn es den kleinen Einzelhändlern gut geht, dann bestellen Sie auch bei mir wieder ihre grafischen Sachen und somit schlagt ihr zwei Fliegen mit einer Klappe.

Ein weiteres Dankeschön möchte ich noch an meine Kunden senden. Den geht es allen ja nicht besser als uns, aber trotzdem halten sie zu uns und versuchen im Rahmen des Möglichen bei uns zu bestellen, um uns als Lieferanten nicht zu verlieren.

Und eines kann ich Euch versprechen. Die Wut macht uns nur noch stärker! Wir lassen uns nicht unterkriegen und alle zusammen schaffen wir das auch!

Danke an Finja für die Unterstützung bei der Logo-Gestaltung

03.04.2020 Ammenmärchen


Ich war hell auf begeistert und sehr positiv gestimmt, dass trotz der desolaten Lage durch das Corona-Virus Licht am Horizont zu erkennen war, als diese Nachricht über den Äther tickert. 9.000 Euro Soforthilfe vom Bund. 3.000 Euro Soforthilfe vom Land Niedersachsen. Strahlende Politiker im Rampenlicht, die Gutes vor den Augen der Öffentlichkeit kund taten. Das war am 21. März 2020.

Schon zwei Tage später relativierte sich die Aussage. Das kleine Wörtchen bis 9.000 Euro Soforthilfe wurde hinzugefügt. Über den Zeitpunkt der Verfügbarkeit wurde kein Wort verloren. Laut Duden bedeutet sofort „ohne zeitliche Verzögerung, unverzüglich“; somit wurde aus der Soforthilfe eine „Bleiben sie ruhig, irgendwann kommt sicherlich bald Hilfe“-Hilfe.

Zwischenzeitlich wurde auf den Zugriff von 3.000 Euro Soforthilfe vom Land Niedersachsen verwiesen. Leider war sie aber nicht zu beantragen, da Serverprobleme auftraten, da die zuständige Landesbank noch mit dem Lochkartensystem arbeitet und sich zum Gespött der IT-Branche machte. Als ich endlich die Förderbedingungen in der Nacht zum 27. März einsehen konnte, stellte sich schnell heraus, dass ich mit meiner Firma nicht zu den Förderwürdigen gehöre, der für eine Soforthilfe in Frage kam. Ärgerlich, unsere Umsätze waren im März erst um knapp 40% eingebrochen und hatten somit die geforderten 50% noch nicht erreicht. Die Alternative Liquiditätsprobleme anzugeben kam auch nicht in Frage. Ich bin in der komfortablen Lage auf recht hohe Überziehungskredite von meinen Banken zurückgreifen zu können. Diese hätte ich dann erst mal ausschöpfen müssen. So ein Dispo wird in der Regel mit 10-11% verzinst. Dann hätte ich die 3.000 Euro Förderung gleich an meine Bank weitergeleitet. Sowas macht vielleicht Sinn in einer Bankenkrise, um diese zu retten, aber nicht um ein Kleinstunternehmen am Leben zu halten. Alles halb so schlimm, dachte ich mir, stelle ich den Antrag eben erst im April. Da es ab Mitte März mit der Auftragslage rapide bergab ging, würden wir im April die 50% Umsatzeinbußen-Marke leider problemlos erreichen. Die paar Tage konnte ich ja noch abwarten, schließlich gab es eine Antragsfrist bis zum 30.04.2020.

In der Newsletter der NBank (die Bank, über die alle Soforthilfen abgewickelt werden müssen) wurde am 31.03.2020 um 18 Uhr bekannt gegeben: Jetzt kommt die Corona-Soforthilfe vom Bund! Programmstart 31.03.20 um 23.59 Uhr.

Was, Antragsschluss war eben doch noch der 30.04.? Mal eben die Bedingungen geändert? Was soll das denn? Wie geht das? Ist das erlaubt? Ist das fair und was ist mit dem Zitat von Herrn Scholz? Herr Altmaier, wie war das doch gleich mit Ihren Worten „Wir lassen niemanden allein“?

Von zwei selbstständigen Leuten in meinem Freundeskreis, die den Antrag rechtzeitig am 28.03. gestellt haben, konnte mir noch keiner einen Geldeingang bestätigen. Schnell geht anders, dabei erfüllen sie zu 100% die dritte Möglichkeit an die Soforthilfe zu gelangen: Ihr Laden wurde geschlossen. Somit also auch nichts dran zu rütteln, dass diese Geschäftsleute noch viel schlechter dran sind als ich mit meiner Firma und den Zuschuss genau so nötig haben.

Nein, ich war am 31.03. um 23.59 Uhr nicht am Rechner und habe versucht auf die Seite der NBank zu gelangen. Ich habe mir das Antragsformular erst am nächsten Morgen herunter geladen. Gut so, hatte ich wenigstens noch eine Nacht zum Durchschlafen. Jetzt wo ich das Formular und das Kleingedruckte kenne kann ich nicht mehr schlafen. Mich plagen leider Existenzsorgen. Denn ich bekomme keine 9.000 Euro vom Bund. Ich bekomme auch nicht bis 9.000 Euro. Ich bekomme gar nichts! Denn die Bedingungen haben sich verändert: Man bekommt jetzt einen Zuschuss für gewerblich Miete, Pacht und Leasingraten abzüglich eventueller Einnahmen und das errechnet sich wie folgt:

Angenommen ich habe anrechenbare Kosten von 4.500 Euro. Darin enthalten gewerbliche Miete Strom, Gas, ein Leasingfahrzeug und auch noch eine Maschine die über eine Leasing läuft. Nichts ungewöhnliches für ein kleines Unternehmen. Dazu kommen eigentlich auch noch Kosten für eine Rentenversicherung, die man aber nicht einrechnen darf, laufende Kredite (sind nicht mit einzuberechnen, da man diese ja stunden lassen kann) ebenso wie ein Gehalt, welches man sich natürlich zahlt um eine private Miete zu bezahlen und Lebenshaltungskosten abzudecken – darf nicht mit veranschlagt werden! Unterm Strich entstehen eigentlich nicht nur 4.500 Euro, sondern monatliche Kosten von realistisch angenommen 8.500 Euro. Um gut über die Runden zu kommen, Steuern zu bezahlen und eventuell auch eine kleine Rücklage bilden zu können, um später zu investieren, erwirtschaftet man monatlich rund 15.000 Euro Betriebseinnahmen. Gesundes kleines Unternehmen. Alles Tutti. Läuft und der Staat verdient jeden Monat mit. Jetzt kommt der Umsatzeinbruch. 50 % weniger Einnahmen durch Corona. Jetzt sieht die Rechnung wie folgt aus:

Einnahmen 7.500 Euro reicht also hinten und vorne nicht. Jetzt kommt die großartige Förderung, mal bildlich dargestellt wie es im Soforthilfeantrag aussieht:

Lasst Euch von dem Minus vor den Zahlen nicht täuschen. Es zeig nur die Differenz an. Bewilligte Fördersumme ist Null, da ich leider zu viel Einnahmen habe. Fakt ist nur, die 7.500 Euro Einnahmen reichen nicht, um die eigentlichen Kosten von 8.500 Euro zu decken. Das heißt, um nicht in die Miesen zu geraten muss ich meine Rentenversicherung beitragsfrei stellen, Kredite stunden und auf mein Gehalt verzichten. Das sieht der Staat auch so vor, denn jetzt kommt die Krönung: Weil ich ohne Gehalt mein private Miete nicht bezahlen kann und mir auch keine Lebensmittel kaufen kann, darf ich Grundsicherung beantragen. Grundsicherung ist nichts anderes als Arbeitslosengeld II. In Zahlen 432 EUR.

Ich habe hier auch noch mal ein Beispiel eines kleinen Einzelhändlers. Sehr solider Mensch. Kauf nichts auf Pump, und hat nicht einmal sein Auto über die Firma geleast. Gesamt kommt er auf 600 Euro anrechenbare Kosten. Im ersten Monat hat sein Laden zwangsweise zu. Somit Einnahmen gleich null. Im Mai verkauft er für 100 Euro Gutscheine, weil es nette Menschen gibt die #support your local machen. Ab Juni geht sein Laden langsam wieder los und die Einnahmen steigen aus 1000 Euro. Schon schlecht für den Zuschuss, wie man sieht:

Nun könnte man meinen, dass es ganz viele Leute gibt, die einfach die Zahlen so eintragen, dass sie auf die volle Summe von 9.000 Euro kommen. Klar geht. Machen sicher auch welche. Ist aber langfristig gesehen etwas heikel. Zum einen gibt man eine Eidesstattlich Erklärung ab und sollten die Angaben falsch sein, was sich anhand der notwendigen Betrieblichen Auswertung schnell nachvollziehen lässt (und das rückwirkend bis 10 Jahre), wird dieses als Straftat gewertet und kann mit Freiheitsentzug oder Geldstrafe geahndet werden. Es könnte sogar noch etwas schlimmer kommen, denn vor dem Gesetz kann ein falscher Antrag auch als Subventionsbetrug gewertet werden, im Klartext Freiheitsentzug bis zu fünf in schweren Fällen bis zu zehn Jahre.

Wenn ihr das jetzt alles nicht verstanden habt, macht das nichts. Ich habe auch nur drei Nächte dafür gebraucht. Zeigt aber recht deutlich, dass die Aussage von Herrn Scholz in Form von „schnelle unbürokratische Hilfe“ der absolute Hohn ist.

Und als Dank, bekomme ich jetzt von den unwissenden Nachbarn zu hören, dass es mir ja nicht schlecht gehen kann, mit den 9.000 Euro Soforthilfe die der Staat mir schenkt. Danke GroKo.

Der Eintrag basiert auf meinem Kenntnisstand des heutigen Tages. Die Informationen und aufgestellten Regeln haben derzeit ja eine Halbwertzeit von wenigen Tagen (siehe Änderungen von Antragsfristen). Wer weiß, wie sich das alles noch entwickelt.

In den nächsten Tagen werde ich ein paar Tipps zu kreativen Buchführung geben. Der Unmut über diese Fördergeschichte bringt mich auf wirklich schräge Gedanken. Wir lesen uns.